Schon vor langer Zeit haben unsere Vorfahren am linken Niederrhein Entwässerungsgräben angelegt sowie Bäche begradigt und tiefer gelegt, um neue Acker- und Siedlungsflächen zu erschließen.
Die Gewässer hat dieses Vorgehen jedoch aus ihrem natürlichen Gleichgewicht gebracht. Während ursprünglich Bruchwaldlandschaften das Gebiet prägten, von denen im Bereich der Nette noch Reste vorhanden sind, werden heute die meisten Flächen im Umfeld von Niers, Nette und Schwalm landwirtschaftlich genutzt. Und immer wieder wird die natürliche Durchgängigkeit zum Beispiel an alten Mühlenstandorten durch Wehre unterbrochen.
Um den aktuellen Ausbauzustand zu erhalten, müssen mehrmals im Jahr die Böschungen gemäht werden. Aufgrund der fehlenden Gehölze fließen die Bachläufe ganzjährig in der prallen Sonne und das Wasser wird unnatürlich warm. Außerdem fehlen Ufergehölze, von denen Laub und Zweige ins Wasser fallen – somit fehlen auch wichtige Nahrungsmittel und „Wohnräume“ für viele Lebewesen. Die dank des intensiven Sonnenlichts und der Nährstoffeinträge übermäßig stark wachsenden Wasserpflanzen müssen regelmäßig entfernt werden, weil sie sonst den Wasserabfluss behindern.
Vor allem die im Gewässer lebenden Kleinlebewesen und Fische, aber auch die Wasserpflanzen sind von den tiefgreifenden Veränderungen der Gewässerstruktur betroffen. Nur noch einige wenige anspruchslose und robuste Arten können in den grabenartig ausgebauten Gewässern überleben. Entsprechend zeigen biologische Untersuchungen, dass keines der Gewässer in diesem Gebiet einen guten ökologischen Zustand erreicht.
An der Nette und an den Nebengewässern Renne und Königsbach wurde im 17. und 18. Jahrhundert großflächig Torf gestochen. Die sich mit Grundwasser füllenden Torfbrüche wurden anschließend für den Betrieb von Wassermühlen aufgestaut. So entstanden zwölf durchflossene Seen. Auch im Mittel- und Unterlauf der noch relativ naturnahen Schwalm sind aus Torfstichen solche Flachseen entstanden. Auf die Ökologie der Fließgewässer wirken sich diese künstlichen Seen negativ aus. Sie behindern die Durchgängigkeit und verändern den ohnehin schon angegriffenen Temperaturhaushalt. Die Seen selbst sind heute aber auch wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen der Stillgewässer und werden daher unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten entwickelt. Sie sind Teil des deutsch-niederländischen Naturparks Schwalm-Nette und als Erholungsraum nicht mehr wegzudenken. Was zur Verbesserung der Flüsse getan werden kann, wird noch untersucht. Eine denkbare Lösung wäre, die Nette um die Seen herumzuleiten.
Zu den strukturellen Veränderungen kommen noch stoffliche Belastungen. Da die Ackerflächen oft bis an die Ufer heranreichen, können schädliche Stoffe aus der Landwirtschaft besonders leicht in das Gewässer gelangen. Hinzu kommen Einträge aus Kläranlagen sowie Regenwassereinleitungen. Im Stadtgebiet von Mönchengladbach ist die Niers besonders stark ausgebaut und viele ihrer Nebengewässer wurden verrohrt. Außerdem nimmt sie hier das gereinigte Abwasser des Klärwerks Mönchengladbach-Neuwerk auf. Daraus ergibt sich ein ungünstiges Mischungsverhältnis von Frischwasser und geklärtem Abwasser und somit eine zusätzliche Belastung mit Nährstoffen. Hinzu kommen zahlreiche Einleitungen des von den versiegelten Flächen ablaufenden Niederschlagswassers.
Der Bereich der oberen Niers und der Schwalm ist außerdem noch durch den nahegelegenen Braunkohletagebau Garzweiler beeinflusst. Weil dort das Grundwasser deutlich abgesenkt ist, sind viele Quellen in diesen Bereichen versiegt oder ihre Schüttung ist erheblich vermindert. Niers und Schwalm werden daher künstlich mit abgepumptem Grundwasser gespeist. Durch umfangreiche Versickerungs- und Einleitungsmaßnahmen zur Begrenzung des aus dem Tagebau resultierenden Sümpfungseinflusses sind die Grundwasserkörper, außer im Nahbereich des Braunkohletagebaus Garzweiler II, in einem guten mengenmäßigen Zustand.
Doch Schritt für Schritt ändert sich das Bild. Schon lange vor Inkrafttreten der Wasserrahmenrichtlinie wurden für Niers, Schwalm und Nette Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerlebensräume festgelegt. An der Schwalm konnten dank langfristiger Planungen viele Flächen erworben werden. An mehreren Stellen wurden großflächige Rückhalteräume geschaffen und die einstmals kanalisierte Schwalm konnte regelrecht „entfesselt“ werden. Aktuell werden mehrere Abschnitte der Niers naturnah umgebaut und Maßnahmen zum Rückhalt von Niederschlägen umgesetzt. Für weitere Strecken bestehen schon konkrete Planungen. Auch zur Verbesserung der Durchgängigkeit sind bereits Maßnahmen getroffen worden. So umfließen zum Beispiel heute Umgehungsgerinne die Wassermühlen und Wehre wurden zu flachen Sohlgleiten umgebaut.
Detaillierte Beschreibungen der Planungseinheiten sowie die Bewertungen von Grund- und Oberflächenwasserkörpern finden Sie in den Planungseinheiten-Steckbriefen.