Das Wuppergebiet – vom Industriefluss zum Lachsgewässer

Das Wuppergebiet – vom Industriefluss zum Lachsgewässer

Die Wupperregion gehört zu den engbesiedeltsten Landschaften in Deutschland. Dennoch sind auch ausgedehnte weide- und forstwirtschaftlich genutzte Bereiche vorhanden. Zur Trinkwasserversorgung der Großstädte, aber auch zum Hochwasserschutz sind 15 Talsperren im Betrieb.

Von ihrer Quelle an der Grenze zwischen Bergischem Land und Sauerland bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Leverkusen durchquert die Wupper ihr 827 km2 großes Einzugsgebiet, in dem fast eine Million Menschen leben. Schon vor Jahrhunderten nutzten die Anwohner die Kraft dieses Mittelgebirgsflusses zum Antrieb ihrer Hammermühlen und Schleifkotten. So wurde das Tal der Wupper eine der Keimzellen des heutigen Industrielandes Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Textilfabriken, Chemieunternehmen und metallverarbeitende Betriebe machten sich nicht nur die Energie des Flusses zunutze. Er diente auch als Frischwasserquelle und als Abwasserkanal – weshalb die Wupper noch in den 1970er Jahren zu den am stärksten belasteten Flüssen Deutschlands zählte.

Die Wupper – eingeengt im Stadtgebiet

Die Wupper – eingeengt im Stadtgebiet

Wupper-EZG, Wupper
Die Wupper – eingeengt im Stadtgebiet. Quelle: LANUV

Rund 5 % der Wasserkörper sind insgesamt in einem guten ökologischen Zustand. Ein Grund dafür, dass es noch nicht mehr sind, ist die hohe Siedlungsdichte: Im Wupper-Einzugsgebiet ist die Bevölkerungsdichte mit etwa 1.100 Einwohnern pro km2 rund doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Entsprechend eng ist oft der Korridor, der der Wupper und ihren Nebengewässern für eine naturnahe Entwicklung noch zur Verfügung steht. Die Wupper führt aber auch in den Städten naturnahes Sohlsubstrat und hat entsprechend gute Sohlstrukturen, die von Gewässerorganismen besiedelt werden.

Die Wasserqualität ist noch nicht überall ausreichend gut. Die Belastung mit biologisch abbaubaren Stoffen (Saprobie), ist schon bei rund 95 % der Wasserkörper im grünen Bereich. Besonders im Unterlauf der Wupper treten allerdings Schwermetalle, Arzneimittelwirkstoffe und Industriechemikalien in zu hohen Konzentrationen auf. Hauptbelastungsquellen sind neben den Kläranlagenabläufen auch die Regenwasserkanäle. Aufgrund des hohen Versiegelungsgrades werden aus diesen Kanälen oft Schadstoffe und schlammiges Material von den Straßen in die Gewässer gespült. Und wenn bei starkem Regen große Wassermengen in die Gewässer geleitet werden, reißen sie viele am Gewässergrund lebende Tiere und Pflanzen fort.

Zur Verringerung der Einflüsse aus der Kanalisation haben viele Kommunen bereits Regenwasserrückhaltungen und -behandlungsanlagen geschaffen; weitere sind für die nächsten Jahre vorgesehen.

Im Stadtgebiet Wuppertal kommt noch ein weiterer Einfluss hinzu. Hier leiten mehrere Heizkraftwerke erwärmtes Kühlwasser in die Wupper ein. Insbesondere im Winter ist dadurch die Wassertemperatur deutlich erhöht. Zur Lösung dieses Problems wurden neben einer angepassten Betriebsweise der Kraftwerke weitere Optimierungsansätze entwickelt. Ihr Ziel ist es, dass die natürlicherweise in einem kühlen Mittelgebirgsfluss vorkommenden Fischarten hier wieder heimisch werden können. Erste Untersuchungen konnten den Erfolg dieser Maßnahmen bereits bestätigen.

Die Dhünntalsperre

Die Dhünntalsperre

Wupper-EZG, Dhünn, Talsperre
Die Dhünntalsperre. Quelle: DIE GEWÄSSER-EXPERTEN!

Am wichtigsten Wupper-Zulauf, der Dhünn, befindet sich seit 1988 die größte Trinkwassertalsperre in Westdeutschland mit einem Stauvolumen von über 80 Millionen Kubikmetern. Hier besteht ein gegenteiliges Problem: Das Wasser ist zu kalt, weil aus der Dhünn-Talsperre kaltes Wasser aus der Tiefe des Stausees in den Fluss geleitet wird. Um hier wieder natürlichere Temperaturverhältnisse zu erreichen, wird zukünftig durch einen sogenannten „Thermorüssel“ verstärkt Wasser aus wärmeren Schichten der Talsperre in den Fluss geleitet.

Im Wuppersystem dienen insgesamt 15 Talsperren der Trinkwasserversorgung und gleichzeitig dem Hochwasserschutz. Sie müssen zu diesen Zwecken erhalten bleiben. Daher muss in Kauf genommen werden, dass die langen Rückstaubereiche den typischen Fließgewässerlebewesen nicht als Lebensraum zur Verfügung stehen.

Ein naturnaher Bereich an der Gelpe

Ein naturnaher Bereich an der Gelpe

Wupper-EZG, Gelpe
Ein naturnaher Bereich an der Gelpe. Quelle: LANUV

Trotz des hohen Nutzungsdrucks ist die durchschnittliche Gewässerstrukturgüte im Wupper-Einzugsgebiet deutlich besser als im Landesmittel. Denn im ländlichen Raum überwiegen Wälder und Grünlandnutzung und es gibt noch verhältnismäßig viele naturnahe Strecken. Ein Problem stellen noch die zahlreichen Querbauwerke dar, die verhindern, dass Fische die in den Nebengewässern liegenden Laichplätze und Rückzugsgebiete erreichen.

In Abstimmung mit allen Beteiligten entwickelte der Wupperverband im „Umsetzungsfahrplan Wupper“ über 500 Einzelmaßnahmen zur Renaturierung der strukturell noch schlechteren Gewässerstrecken. Einen wichtigen Schwerpunkt bildet dabei die Wiederherstellung der Durchgängigkeit zur Schaffung eines Biotopverbunds. Etwa ein Viertel der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt.

Auch im Stadtgebiet von Wuppertal konnten Maßnahmen zur Verbesserung der Sohl- und Uferstrukturen durchgeführt werden

Auch im Stadtgebiet von Wuppertal konnten Maßnahmen zur Verbesserung der Sohl- und Uferstrukturen durchgeführt werden

Wupper-EZG, Wupper, Renaturierung
Auch im Stadtgebiet von Wuppertal konnten Maßnahmen zur Verbesserung der Sohl- und Uferstrukturen durchgeführt werden. Quelle: LANUV

Detaillierte Beschreibungen der Planungseinheiten sowie die Bewertungen von Grund- und Oberflächenwasserkörpern finden Sie in den Planungseinheiten-Steckbriefen.