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Gewässerprojekt

Ems bei Sassenberg - Renaturierung der Emsaue

Die Ems hat bei Sassenberg auf knapp 2km Länge ein neues Bett bekommen, in dem sie sich wieder selbst entwickeln darf. Dabei konnten auch Synergien mit der FFH-Richtlinie optimal genutzt werden. 

Gewässername 

Ems

Bezirksregierung Münster

Sassenberg, Kreis Warendorf

Leitbild

Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse (LAWA Typ 15)

PE_EMS_1400

OFWK DE_NRW_3_296800

Maßnahmenträger

Land NRW 

Ende der Bauzeit

2023

Länge (Stationierung) der Maßnahme

ca. 1750 m 

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 28 ha

In Sassenberg im Kreis Warendorf konnte 2022 - 2023 ein weiterer Baustein zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele der EG-WRRL durch die Bezirksregierung Münster in Kooperation mit den Städten Warendorf und Sassenberg umgesetzt werden. 

Zuständig für die Gewässerunterhaltung der Ems in diesem Abschnitt ist die Stadt Warendorf, die benötigten Flächen für die Maßnahme liegen aber auf dem Gemeindegebiet der Stadt Sassenberg. Nach Abstimmung mit der Verwaltung der Stadt Warendorf hat das Dezernat Wasserwirtschaft der Bezirksregierung Münster die bauliche Umsetzung übernommen. Im Vordergrund stehen Umgestaltungsmaßnahmen zur Entwicklung von naturraumtypischen, fließgewässerdynamischen Prozessen im Fluss und in der Aue.

Das Vorhaben gibt der Ems auf knapp zwei Kilometern Lauflänge mehr Raum zur Entwicklung durch breitere Gewässerprofile mit geringerer Fließgeschwindigkeit. Der neu gestaltete Emsabschnitt wird sich für viele Pflanzen und Tiere als Lebensraum sehr positiv ausgestalten, da sich Ufer und Sohle naturnah entwickeln dürfen und so typische Strukturen eines sand- und lehmgeprägten Tieflandflusses gebildet werden können. Häufigere Überflutungen und die Rückhaltung des Wassers in der Fläche stellen die aktuell gestörte Einheit zwischen Gewässer und Aue wieder her. Da diese Veränderungen nur auf den Flächen im öffentlichen Eigentum umgesetzt werden konnte, waren umfangreiche Erdbauarbeiten zum Schutz der Flächen unbeteiligter Dritter notwendig. In der Aue wurden bereits vorhandene Stillgewässer optimiert und auch der in Ansätzen bereits vorhandene Schwarzerlen-Auwald wird sich weiter ausbreiten. 

Neben den Zielen der EG-WRRL dient die Renaturierung auch den Erhaltungszielen des festgesetzten Natura-2000 Gebietes DE-4013-301 (Emsaue, Kreise Warendorf und Gütersloh). Verschiedenste FFH-Lebensraumtypen wie Fließgewässer mit Unterwasservegetation (FFH-LRT 3260), Auwald in unterschiedlicher Ausprägung (FFH-LRT 91E0 und 91F0) sowie die FFH-Fischarten Koppe, Bachneunauge und Steinbeißer werden in hohem Maße von der Renaturieung profitieren. Die Synergien zwischen WRRL und FFH-RL werden in diesem Projekt optimal genutzt.

Bach, der sich durch sandiges, ebenes Gelände schlängelt, Häuser und Bäume

Werse in Ahlen

Die Werse fließt in Ahlen durch ein dicht besiedeltes Stadtgebiet. Trotz des restriktiven Umfeldes konnten auf einer Gesamtlänge von ca. 1,8 km erfolgreich Maßnahmen für die EG-WRRL umgesetzt werden.

Gewässername

Werse

Bezirksregierung Münster

Ahlen, Kreis Warendorf

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA-Typ 14)

PE_EMS_1200

DE_NRW_32_43489

Maßnahmenträger

WaBo Ahlen-Beckum

Ende der Bauzeit

2022

Länge (Stationierung) der Maßnahme

insgesamt ca. 1,8 km

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 6,5 ha

Auf ihrem Weg Richtung Ems durchquert die Werse das Stadtgebiet von Ahlen. 

In innerstädtischen Bereichen stellt die ökologische Aufwertung von Gewässerabschnitten oftmals eine Herausforderung dar. In Ahlen konnte die Werse auf einer Länge von insgesamt ca. 1,8 km naturnah gestaltet und so zur Zielerreichung der EG-WRRL beigetragen werden. Alle genutzten Flächen für die Entwicklung der Werse befanden sich im Eigentum der Stadt Ahlen. 

Auf einem schwarz-weißen Plan ist Ahlen zu sehen. Mehrere Gewässer sind in Blau eingezeichnet. Diagonal von rechts unten nach links oben verläuft die Werse. Eine schwarze Kennzeichnung für die Bahnlinie verläuft von links unten nach rechts oben. Südlich der Bahnlinie sind 2 aneinandergrenzende rote Kreismarkierungen an der Werse eingezeichnet, nördlich der Bahnlinie ist ein Bereich an der Werse eingekreist.

Die Maßnahme wurde in drei Bauabschnitte unterteilt. Durch die Entfernung von Sohl- und Uferbefestigungen und den Einbau von Totholz können sich nun in der Werse wieder naturnahe Sohl- und Uferstrukturen entwickeln. Vorhandene Freiflächen in städtischem Eigentum wurden für z.T. großzügige Aufweitungen des Gewässerprofils genutzt.

Bach, der sich durch sandiges, ebenes Gelände schlängelt, Gras und Bäume

Die Böschungen wurden naturnah profiliert und sollen zukünftig der Sukzession überlassen werden. So können sich standortgerechte Gehölze an der Werse ansiedeln, die als Nahrungsquelle für Kleinstlebewesen im Gewässer dienen, Schatten spenden und über ihre Wurzeln und als Totholz selbst wichtige Strukturen bilden.

Bach, der sich durch sandiges, ebenes Gelände schlängelt, Häuser und Bäume

Eingreifende Gewässerunterhaltungsmaßnahmen sind für die Zukunft nicht geplant. Vielmehr soll punktuell und bedarfsorientiert unterhalten werden, wenn der ordnungsgemäße Wasserabfluss gestört ist. So können sich möglichst eigendynamisch wertvolle Strukturen und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entwickeln. 

Die Maßnahme an der Werse zeigt, dass auch in innerstädtischen Bereichen erfolgreich Maßnahmen für die EG-WRRL umgesetzt werden können. Im Einklang mit dem städtischen Umfeld wurde auch an die Erlebbarkeit der Werse für die Anwohner gedacht. So konnten am Stadtpark einige große Setzsteine aus gehauenem Ibbenbürener Stein in die Werse eingebaut werden, die dazu einladen, das Gewässer zu erkunden.

geschwungener Bachlauf, Uferbereich mit hochgewachsenen Grünpflanzen, gesäumt von Bäumen

Der Oberlauf der Emscher - Bergland an der Emscher

Die Umgestaltung des Emscher-Oberlaufs liegt bereits einige Jahre zurück. Nun zeigt sich die Vernetzung von naturnahen Zuflüssen und der umgestalteten Emscher auch in der Besiedlung. 

Der östliche Bereich des Emschergebietes – vom Quelllauf der Emscher im Sölder Holz bis zum Rüpingsbach – fällt gegenüber den anderen Flussabschnitten durch einen gänzlich anderen Landschafts- und Gewässercharakter auf. Die Emscher hat hier noch nicht das flache Land der westfälischen Bucht erreicht und sucht sich ihren Weg durch Hügelland. Die hier von Süden her zur Emscher entwässernden Bäche reichen mit ihren Oberläufen in das Rheinische Schiefergebirge hinein. Im Ardey erreichen die Quellen Höhen von über 150 Metern. Es handelt sich um echte Mittelgebirgsbäche: Schnell fließend, gewunden bis gestreckt verlaufend, mit einer Bachsohle aus grobem Schotter, Kies und Sand. Das Wasser ist klar und kalkarm. 

Der Emscheroberlauf ist seit mehreren Jahren bis weit in das Dortmunder Stadtgebiet naturnah umgestaltet. Eine positive Überraschung in diesem Teil der „neuen“ Emscher ist, dass bereits nach kurzer Zeit einige seltene Arten unter den Wirbellosen gefunden wurden, z. B. Rhyacophila fasciata oder Elodes sp.. Dies zeigt, dass in diesem Bereich die Vernetzung von noch vorhandenen naturnahen Zuflüssen und umgestalteter Emscher begonnen hat, denn diese Tierarten sind offensichtlich aus den Nebenbächen eingewandert oder eingetragen worden.

geschwungener Bachlauf mit hochgewachsenem trockenem Gras am Ufer, Häuser im Hintergrund

Der Hellbach in Recklinghausen

Der Umbau des Hellbachs wurde im Jahr 2018 abgeschlossen. Seitdem entwickelt sich das Gewässer wieder mit mehr Eigendynamik innerhalb einer Sekundäraue. 

Auch der Hellbach wurde im Zuge des Emscherausbaus zum offenen Schmutzwasserlauf ausgebaut. Mit dem Abklingen der Bergsenkungen wurde der Umbau des Hellbachs begonnen und im Jahr 2018 abgeschlossen.

Das ursprüngliche Quellgebiet des Hellbachs befindet sich im heutigen Innenstadtbereich von Recklinghausen. Die Zielsetzung für die Gestaltung des Gewässers war vor allem eine möglichst naturnahe Entwicklung. So sollte innerhalb der Ersatzaue eine möglichst geschwungene Linienführung des Gewässerbettes entwickelt werden. Zur Erhöhung der Biotop- und Strukturvielfalt und zur Förderung naturnaher Sukzessionsprozesse wurde das Kleinrelief in der Ersatzaue möglichst unregelmäßig hergestellt. 

Wo möglich sollte eine möglichst breite Ersatzaue beidseitig des Gewässers angelegt werden. In diesen Ersatzauen erfolgte entweder die Anlage von Feuchtwald oder sie wurde der natürlichen Sukzession überlassen. Gewässerabschnitte, die unmittelbar an naturnahe Laubwaldflächen angrenzen, werden mit flachen Böschungen ausgebildet, um eine optimale Verzahnung zu ermöglichen.

In einem finalen Schritt muss nun noch der Mündungsbereich in die Emscher umgestaltet werden. Dies erfolgt zusammen mit dem Umbau der Emscher selbst.

Bach, mit verzweigtem Bachbett, Wiesen mit hohem Gras, liegender Holzstammm, Häuser und Bäume im Hintergrund

Die Boye - vom Land in die Stadt – ein typischer Emscherzufluss

Die Boye ist mit ihren Nebenbächen das zweitgrößte Bachsystem, das der Emscher zufließt. Ihr Umbau wurde 2022 abgeschlossen.

Die Boye ist mit ihren Nebenbächen das zweitgrößte Bachsystem, welches der Emscher zufließt. Das Einzugsgebiet ist etwa zu gleichen Teilen ländlich (im Oberlauf) wie städtisch (im Unterlauf) geprägt.

Wie viele Emscherzuflüsse wurden auch der Mittel- und Unterlauf der Boye und die meisten ihrer Zuflüsse im Zuge des Emscherausbaus zu offenen Schmutzwasserläufen ausgebaut. Mit dem Abklingen der Bergsenkungen hat der Umbau der Boye begonnen, der im Jahr 2022 abgeschlossen wurde.

Den gesamten Zeitraum, in welchem die Boye als ausgebauter Schmutzwasserlauf funktionierte, konnte eine im Tiefland sehr seltene Fischart, die Groppe, in einem kleinen Reinwassernebenlauf überleben. Die Groppe oder Mühlkoppe ist ein markanter, bis 20 cm großer bodenlebender Fisch sauberer, sauerstoffreicher Bäche mit kiesig-sandigem oder steinigem Grund.

zwei Hände, die einen lebenden Fisch - eine Koppe - von ca. 10 cm Länge halten.

Im Emscher-Einzugsgebiet wurde die Groppe nur im Boyesystem angetroffen. Hier bestand eine kleine, reliktäre Population von rund 3.000 Tieren. Aktuell wird dieser Fisch in weitere umgestaltete Emschergewässer umgesiedelt.

Im rechten Vordergrund stehen höhere grasartige Wasserpflanzen am Gewässer. Im Hintergrund ist das Ufer ebenfalls bewachsen.

Düsterdieker Aa nördlich Westerkappeln

Die Düsterdieker Aa konnte innerhalb des Natur-und Vogelschutzgebiets „Düsterdieker Niederung" umgestaltet werden. Der neu trassierte Gewässerabschnitt wird sich aller Voraussicht nach zu einem Strahlursprung entwickeln. 

Gewässername

Düsterdieker Aa

Bezirksregierung Münster

Westerkappeln, Kreis Steinfurt

Leitbild

Organisch geprägte Bäche (LAWA Typ 11)

PE_EMS_1800

DE_NRW_3442_0

Maßnahmenträger

Kreis Steinfurt

Ende der Bauzeit

2020

Länge (Stationierung) der Maßnahme

550 m (Stat. 4+025 bis 4+574)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 16.726 m²

Die Düsterdieker Aa entspringt östlich von Westerkappeln und verläuft nahezu auf gesamter Länge durch das Natur-und Vogelschutzgebiet „Düsterdieker Niederung", bevor sie nördlich von Mettingen in die Mettinger Aa mündet. Der organisch geprägte Bach ist in weiten Teilen im Regelprofil mit abschnittsweise gesicherten Böschungsfüßen ausgebaut. Eine eigendynamische Entwicklung der Düsterdieker Aa ist in diesen Bereichen nicht möglich. 

Ein schmales Gewässer wird links von einer offenen Graslandschaft und rechts von Bäumen begleitet.

Auf landeseigenen Flächen konnte nun ein 550 m langer Abschnitt ökologisch aufgewertet werden. Innerhalb eines zwischen ca. 35 bis ca. 90 m breiten Entwicklungskorridors bekam das Gewässer innerhalb einer Sekundäraue einen neuen Verlauf. 

Dem Leitbild eines organisch geprägten Bachs entsprechend wurde ein typkonformes geschwungenes bis mäandrierendes Gewässerbett mit initialen Nebengerinnnen, die sich eigendynamisch weiterentwickeln, angelegt. Zur sicheren Ableitung von Niedrigwasser wurde eine Niedrigwasserrinne eingeplant. Totholz unterstützt in Form von Stubben und Stämmen die dynamischen Prozesse. 

Gegenüber dem Altverlauf der Düsterdieker Aa konnte eine Laufverlängerung von ca. 276 m erreicht werden.

Ein breiteres geradverlaufendes Gewässer in der Bildmitte mit sandigem spärlich bewachsenem Uferhang. Im Hintergrund befindet sich ein Waldgebiet.

Der umgestaltete Abschnitt der Düsterdieker Aa wird sich aller Voraussicht nach zu einem Strahlursprung entwickeln. Diese Bereiche stellen einen wichtigen Baustein zur Erreichung der Ziele der EG-WRRL dar, da sie die Ansiedlung von wertvollen fließgewässertypspezifischen Lebewesen ermöglichen und deren Ausbreitung auch in weniger strukturreiche Bachabschnitte fördern. Eine bedarfsgerechte Gewässerunterhaltung unterstützt die weitere Entwicklung des Gewässerabschnitts.

Auch der Naturschutz profitiert von der umgesetzten Maßnahme. Für die Weiterentwicklung des Vogelschutzgebietes „Düsterdieker Niederung“, in dem Bäche, Gräben, Flachwassermuden und Kleingewässer wichtige Bestandteile darstellen, wird von positiven Effekten durch den umgestalteten Abschnitt der Düsterdieker Aa ausgegangen. 

Wichersbach bei Borken

Der Wichersbach bei Borken wurde innerhalb einer Sekundäraue neu trassiert und soll sich zu einem Trittstein im Sinne des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzepts entwickeln. 

Gewässername

Wichersbach

Bezirksregierung Münster

Borken, Kreis Borken

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA Typ 14)

PE_ISS_1000

DE_NRW_928242_0

Maßnahmenträger

Stadt Borken

Ende der Bauzeit

2021

Länge (Stationierung) der Maßnahme

95 m (Stat. 0+215 bis 0+310)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 8.560 m²

Der Wichersbach entspringt nördlich von Heiden und mündet nach einer Fließlänge von rd. 4,9 km südwestlich von Borken in die Borkener Aa. Bis auf wenige noch relativ naturnahe Teilstrecken ist der Bach überwiegend begradigt ausgebaut. In diesen naturfernen Abschnitten sind die Gewässersohle und die Böschungsfüße überwiegend geschottert, sodass eine eigendynamische Entwicklung des Wichersbachs nicht möglich ist. 

Auf Flächen, die von der Amprion GmbH gesichert und zur Erfüllung von Kompensationsverpflichtungen zur Verfügung gestellt wurden, konnten der Wichersbach und Abschnitte des einmündenden Hornefeldbachs nun ökologisch aufgewertet werden. Hierzu wurden an den Wichersbach angrenzende Flächen zur Ausbildung einer Sekundäraue abgesenkt und der Wichersbach abschnittsweise darin neu trassiert. Der an die Maßnahmenfläche angrenzende Hornefeldbach wurde kleinräumig umgestaltet und in die Maßnahme einbezogen. 

Der neue Gewässerverlauf wurde mit gewundenem bis mäandrierendem Verlauf als Initialgerinne vorprofiliert und kann sich nun eigendynamisch weiterentwickeln. Der anstehende sandige Boden bietet hierfür ideale Bedingungen.

Totholz unterstützt die dynamischen Prozesse. Das stellenweise eingebrachte gewässertypspezifische Kiessubstrat dient der Strukturanreicherung auf der Sohle und im Uferbereich und regt durch seine strömungslenkende Wirkung zusätzlich die seitliche Verlagerung des Baches an. Die Sekundäraue soll sich langfristig im Rahmen der natürlichen Sukzession zu einem Sumpf- und Bruchwald entwickeln.

Gegenüber dem Altverlauf wurde eine Laufverlängerung von ca. 155 m erreicht.

Der umgestaltete Abschnitt des Wichersbachs soll sich zu einem Trittstein im Sinne des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzepts entwickeln. Trittsteine stellen neben den Strahlursprüngen einen wichtigen Baustein zur Erreichung der Ziele der EG-WRRL dar. Sie erreichen nicht die Länge eines Strahlursprungs, ermöglichen aber zum einen die vorübergehende An- und Besiedlung durch wertvolle fließgewässertypspezifische Lebewesen und erleichtern zum anderen die Durchwanderung weniger strukturreicher Bachabschnitte. 

Der Altverlauf des Wichersbachs bleibt als Retentionsraum zur Unterstützung des Hochwasserschutzes erhalten. Auch die neu angelegte Sekundäraue steht bei Hochwasserereignissen als Retentionsraum zur Verfügung und verbessert somit den ökologisch orientierten Hochwasserschutz.

Eine weitere Synergie konnte mit dem Fachkonzept Biotopverbund erzielt werden. Die in die Maßnahme einbezogenen Flächen sind Bestandteil des Fachkonzeptes Biotopverbund des Landes Nordrhein Westfalen. Als Schutz- und Entwicklungsziele für den Bereich gelten unter anderem die Entwicklung eines naturnahen Bachtalbiotopkomplexes mit naturnahen, unbewirtschafteten Auen-, Bruch- und Quellwäldern, naturnahen Fließgewässern, auendynamischen Prozessen, auentypischen Strukturen sowie extensiv genutzten Feuchtgrünlandflächen. Auch hier leistet die umgesetzte Maßnahme am Wichersbach einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele. 

Gauxbach im NSG "Am Waldhof"

Der Gauxbach bekam innerhalb des NSG "Am Waldhof" ein neues Bett, das zukünftig vielen Tier- und Pflanzenarten einen abwechslungsreichen Lebensraum bietet.

Gewässername

Gauxbach

Bezirksregierung Münster

Ochtrup, Kreis Steinfurt

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA Typ 14)

PE_ISS_1200

DE_NRW_928616_0

Maßnahmenträger

Unterhaltungsverband Vechte und Gauxbach

Ende der Bauzeit

2021

Länge (Stationierung) der Maßnahme

570 m (Stat. 4+587 bis 5+155)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 10.250 m²

Im Nordwesten des Kreises Steinfurt fließt der Gauxbach, der nach ca. 14,8 km bei Ochtrup/Welbergen in die Vechte mündet. Innerhalb des Naturschutzgebiets „Am Waldhof“ verlief das Gewässer bisher geradlinig entlang von beidseitig gewässerbegleitenden Baum- und Strauchreihen. Die Böschungen waren abschnittsweise mit Geotextilien und Wasserbausteinen verbaut, sodass der Gauxbach sich nicht eigendynamisch verlagern konnte. 

Nachdem das Gewässerumfeld bereits im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen extensiviert und damit aufgewertet worden war, bot sich nun auch die Möglichkeit, den Gauxbach ökologisch zu verbessern. Hierzu wurde im Bereich eines vorhandenen 6 – 22 m breiten Ruderalstreifens ohne Gehözbewuchs eine Sekundäraue geschaffen, innerhalb derer ein neues geschwungenes Mittelwasserbett angelegt wurde.    

Durch das Einbringen von Totholz, die Anlage von Flutmulden und das Vormodellieren eines Niedrigwasserprofils entsteht ein strukturell vielseitiger Gewässerabschnitt, der vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet. Die in unterschiedlichen Geländehöhen angelegten Flutmulden fördern die Vernetzung des Gewässers mit seiner Aue und stellen ebenfalls hochwertige Habitatstrukturen für auenbewohnende Arten dar. 

Der umgestaltete Abschnitt des Gauxbachs wird sich aller Voraussicht nach zu einem Strahlursprung entwickeln. Diese Bereiche stellen einen wichtigen Baustein zur Erreichung der Ziele der EG-WRRL dar, da sie die Ansiedlung von wertvollen fließgewässertypspezifischen Lebewesen ermöglichen und deren Ausbreitung auch in weniger strukturreiche Bachabschnitte fördern. Eine bedarfsgerechte Gewässerunterhaltung unterstützt die weitere Entwicklung des Gewässerabschnitts. 

Der Altverlauf des Gauxbachs bleibt als Retentionsraum zur Verbesserung des Hochwasserschutzes erhalten. Auch die neu angelegte Sekundäraue steht bei Hochwasserereignissen als Retentionsraum zur Verfügung und verbessert somit den ökologisch orientierten Hochwasserschutz.

Kannebrocksbach in Dülmen

Am Kannebrocksbach in Dülmen entsteht durch eine Gewässerentwicklungsmaßnahme ein wertvoller Trittstein und Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt im Bach und seiner Aue.  

Gewässername

Kannebrocksbach

Bezirksregierung Münster

Dülmen-Merfeld, Kreis Coesfeld

Leitbild

Sandgeprägter Tieflandbach (LAWA Typ 14)

PE_LIP_1400

DE_NRW_278884_0

Maßnahmenträger

Wasser- und Bodenverband Unterer Heubach

Ende der Bauzeit

2020

Länge (Stationierung) der Maßnahme

210 m (Stat. 5,010 – 5,220)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

rund 7.500 m²

Der im Einzugsgebiet der Lippe liegende Kannebrocksbach wurde im Rahmen der Flurbereinigung in Teilen ausgebaut und begradigt und weist strukturell überwiegend einen relativ naturfernen Zustand auf. 

Durch die Gewässerentwicklungsmaßnahme sollen die Gewässerstrukturen verbessert und ein Trittstein im Sinne des Strahlwirkungskonzeptes geschaffen werden. Fließgewässertypische Lebewesen, die sich hier ansiedeln und vermehren, können von hier aus in angrenzende Bachstrecken einwandern und so den Organismenaustausch im Bach insgesamt verbessern.  

Durch die Anlage einer tiefer liegenden, rund 40 m breiten Sekundäraue wird zusätzlicher Raum für den Wasserabfluss geschaffen. Eine erhöhte Rauigkeit im Abflussprofil, durch das gesicherte Einbringen von Totholz und Auwaldentwicklung, kann so zugelassen werden, ohne den schadlosen Wasserabfluss zu gefährden.

Gleichzeitig kann sich das Gewässer innerhalb der Sekundäraue eigendynamisch entwickeln und fließgewässertypische Sohl- und Uferstrukturen ausbilden. Einzelne Kiesrauschen wurden angelegt, um die Substratvielfalt und das Vorkommen von kieslaichenden Fischarten zu fördern. In der Sekundäraue sorgen Senken z.T. unterhalb der Mittelwasserlinie für Vernässung und Feuchtezonen in der Aue. Die Auwaldentwicklung wird durch initiale Gehölzpflanzungen und anschließende Sukzession gefördert.

Der Kannebrocksbach im Heubachsystem gehört zum potenziellen Ver- bzw. Ausbreitungsgebiet des Fischotters. Der Fischotter braucht sauberes Wasser sowie eine ausreichende Nahrungsgrundlage und ist grundsätzlich auch auf strukturreiche Ufer und Auen angewiesen. Da die Maßnahme am Kannebrocksbach nicht nur die Gewässerstrukturen im „aquatischen“ Bereich verbessert, sondern auch das Gewässerumfeld ökologisch aufwertet, werden geeignete Lebensräume für den Fischotter geschaffen. Somit kann die Maßnahme die Ausbildung einer stabilen Fischotterpopulation im Heubachsystem unterstützen.

Das Foto besteht aus drei Bildelementen. Rechts und im Vordergrund ist kahle , dunkle Erde zu sehen. In der Diagonalen schlängelt sich ein kleines Gewässer durch das Bild. Das Gewässer ist torfbedingt braun-rot gefärbt. Am oberen Bildrand sind verschiedene noch kahle Laub- und Nadelbäume zu erkennen.

Hummertsbach bei Emsdetten

Der Hummertsbach wurde nahe des Wasserwerks Ortheide in Einklang mit der Trinkwassernutzung naturnäher gestaltet. Das Gewässer entwickelt sich nun überwiegend eigendynamisch und schafft so wertvolle Strukturen und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Gewässername

Hummertsbach

Bezirksregierung Münster

Emsdetten, Kreis Steinfurt

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA-Typ 14)

PE_EMS_1100

DE_NRW_3372_0

Maßnahmenträger

Kreis Steinfurt

Ende der Bauzeit

2021

Länge (Stationierung) der Maßnahme

ca. 750 m (Stat. km 0+290 – 1+036)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 1,1 ha

Der Hummertsbach verläuft westlich und nördlich von Emsdetten im Kreis Steinfurt und mündet unterhalb des Trinkwasserschutzgebietes Ortheide in die Ems. Innerhalb des Wasserschutzgebietes nahe des Wasserwerks Ortheide wurde das Gewässer in den 1980er Jahren auf einem Teilstück verrohrt und die Gewässersohle im weiteren Verlauf abgedichtet. 

Auf einer Länge von insgesamt ca. 750 m wurde der Hummertsbach nun naturnäher gestaltet und somit ein weiterer Baustein zur Erreichung der Ziele der EG-WRRL umgesetzt. Ein Großteil der für die Maßnahme erforderlichen Flächen wurde durch die Stadtwerke Emsdetten zur Verfügung gestellt. Weitere kleinere Teilflächen befanden sich im Eigentum der Stadt Rheine und in Privatbesitz. 

Das Bild in der Kopfzeile zeigt den neu gestalteten Hummertsbach im unteren Maßnahmenbereich kurz nach der Fertigstellung. Der Untergrund aus Niedermoor bedingt die Färbung des Wassers und des Bodens. 

Im oberen Bereich der Gestaltungsmaßnahme wurde die vorhandene Verrohrung zurückgebaut und die Gewässersohle neu abgedichtet. Auf der Abdichtung erfolgte eine naturnähere Gestaltung des Gewässerverlaufs. 

Ein kleines Gewässer mäandriert auf dem Foto von links nach rechts durch einen waldigen Bereich. Die Bäume haben noch relativ schmale Baumstämme, sie sind kahl. Am oberen Ufer fehlt noch der Bewuchs, hier ist die kahle dunkle Erde zu sehen.

Im unteren Maßnahmenbereich konnte der Hummertsbach durch den Rückbau von Ufersicherungen entfesselt werden. Das Gewässer wurde innerhalb des zur Verfügung stehenden Entwicklungsraums mit einem gewundenen bis mäandrierenden Verlauf auf einer Länge von ca. 610 m vorgestaltet. Auch Abschnitte des Altverlaufs konnten in die Neugestaltung einbezogen werden. Unterschiedliche Breiten- und Höhenniveaus fördern die Überflutungsdynamik und sorgen für mehr Standortvariabilität. 

Dies ist die Großaufnahme eines kleinen Gewässers. Im Gewässer wurde ein Wurzelstubben eingebracht. Der Uferbereich ist noch nicht bewachsen.
Hummertsbach Totholz / © Bezirksregierung Münster

Natürliche Strukturelemente wie Wurzelstubben und Holzstämme unterstützen das Gewässer bei der eigendynamischen Entwicklung wertvoller Strukturen und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. 

Die Umgestaltung des Hummertsbachs erfolgte im Einklang mit der vorhandenen Trinkwassernutzung. Zum Schutz des Grundwassers wurde die Gewässersohle auf ca. 3.000 m² abgedichtet. Auch der Hochwasserschutz konnte durch den hinzugewonnenen Retentionsraum verbessert werden. 

Für die Maßnahme wurden über 7.500 m³ Boden bewegt und mehr als 50 Totholzelemente eingebracht.