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Gewässerprojekt

Ein Trittstein im Emrichbach in Vreden

Dem Emrichbach in Vreden wurde kurz vor der Einmündung in die Berkel ein naturnahes Bachprofil und ein breiter Entwicklungskorridor zurückgegeben. Damit entsteht ein weiterer Trittstein im Sinne des Strahlwirkungskonzeptes.  

   

Gewässername

Emrichbach

Bezirksregierung Münster

Vreden, Kreis Borken

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA Typ 14)

PE_ISS_1100

DE_NRW_928474_0

Maßnahmenträger

Wasser- und Bodenverband Unteres Berkelgebiet

Ende der Bauzeit

2020

Länge (Stationierung) der Maßnahme

300 m (Stat. 0+000 bis 0+300)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 8.500 m²

Der Emrichbach floss vor der Mündung in die Berkel in Vreden in einem ausgebauten Trapezprofil zwischen Acker und Weideflächen. Sohle und Böschungsfuß waren mit Steinschüttungen gesichert. Umgebaut wurde nun eine 300 m lange Bachstrecke vor der Einmündung. Dabei wurde ein ehemaliger Sandfang naturnah umgestaltet und dem Bachlauf wieder Raum gegeben zur eigendynamischen Entwicklung. In dem bis zu 30 m breiten Entwicklungskorridor wurden rund 9.000 m³ Boden bewegt, die Ufer abgeflacht und eine Sekundäraue angelegt, die mehrmals im Jahr überflutet wird. Mulden und eine Blänke sorgen hier für einen Wasserrückhalt. Für den neuen Bachlauf wurde ein mäandrierendes Gerinne vorprofiliert, welches sich durch den Einbau von 55 Totholzelementen in der Folge weiterentwickeln und verlagern kann, sodass vielfältige Strukturen und Lebensräume für bach- und auentypische Tier- und Pflanzenarten entstehen. Für diese Arten entsteht so ein wertvoller Trittstein in dem landwirtschaftlich geprägten Umfeld.   

Durch die lockere Anpflanzung von 400 Gehölzen soll der Bachlauf schon bald beschattet werden, um einer Verkrautung entgegenzuwirken und sommerliche Temperaturschwankungen auszugleichen.

Wüstegraben – Umbau zum naturnahen Bachlauf im Naturschutzgebiet Harskamp

Der naturnahe Umbau des Wüstegrabens im Naturschutzgebiet Harskamp verzahnt Bach und Aue mit den angrenzenden Feuchtwiesen.        

Gewässername

Wüstegraben

Bezirksregierung Münster

Ochtrup und Wettringen, Kreis Steinfurt

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA Typ 14)

PE_ISS_1200

DE_NRW_9286328_3686

Maßnahmenträger

Unterhaltungsverband Oster und Brechte

Ende der Bauzeit

2021

Länge (Stationierung) der Maßnahme

720 m (Stat. 5+840 bis 6+560)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 2 ha

Der Wüstegraben, ein berichtpflichtiges Gewässer der EG-WRRL, entspringt in einer Bauernschaft nördlich von Ochtup im Kreis Steinfurt. Auf seiner rund 10 km langen Fließstrecke quert der Bach das Gemeindegebiet von Wettringen sowie die Grenze zu Niedersachsen und fließt schließlich über die Eileringsbeeke der Vechte zu. Der kiesgeprägte Oberlauf fällt temporär trocken. 

Die umgestaltete Strecke im sandgeprägten Mittellauf liegt innerhalb des Naturschutz- und FFH-Gebietes Harskamp, einem Komplex aus Feuchtgrünland, Heide und Moor. Zwar wird der Bach im Schutzgebiet von gesetzlich geschützten Seggen- und Binsenreichen Nasswiesen und streckenweise einseitig von Gehölzstreifen begleitet, der Bachlauf selber war jedoch im Regelprofil ausgebaut und wurde überwiegend intensiv unterhalten. Grundstückseigentümer im Schutzgebiet ist das Land NRW. Hier konnte für den Umbau ein 25 bis 30 m breiter Gewässerentwicklungskorridor zur Verfügung gestellt werden.     

Um die strukturelle und ökologische Vielfalt in und am Gewässer zu verbessern, wurde der Bachlauf neu trassiert, Ufer wurden abgeflacht, Flutmulden und Sekundärauen in wechselnder Breite angelegt und zahlreiche Totholzelemente eingebaut. An die neuen Böschungskronen schließen sich Sukzessionsstreifen zur eigendynamischen Entwicklung an, in denen sich extensive Grünland- oder Blühstreifen einstellen sollen. Auch die vorhandenen Gehölze bieten ein ausreichendes Samenpotenzial, damit sich die neu geschaffenen Rohböden langfristig begrünen. 

Das neue Gewässerbett wird durch das eingebaute Totholz (Wurzelstubben und Strömungslenker)  strukturell aufgewertet und stellenweise eingeengt, wodurch die Fließgeschwindigkeit punktuell zunimmt und eine deutliche Strömungs- und Tiefenvarianz mit Kolkbildung entsteht. Die eingebauten Tothölzer bieten nicht nur verschiedenste Lebensräume für die Bachorganismen, z.B. Unterstände für Fische, sie verbessern auch die Nahrungsgrundlage im Bach, z.B. durch aufwachsende Algen, die von „Weidegängern“ im Bach konsumiert werden. Für bach- und auentypische Tier- und Pflanzenarten entstehen somit wertvolle Lebensräume. 

Die Sekundärauen bieten dem Gewässer aber auch Retentionsraum, um Hochwasserspitzen bei kleineren Abflüssen abzupuffern und unterhalb liegende Gewässerabschnitte hydraulisch zu entlasten. 

Die Neue Vechte in Metelen

Mit der Neuen Vechte in Metelen konnte die Durchgängigkeit für die Gewässerfauna an einem denkmalgeschützten Wehr wiederhergestellt werden. Nicht nur Tiere und Pflanzen profitieren seitdem vom Umbau des Gewässers, auch für die Bevölkerung wurde die Vechte neu erlebbar.

Gewässername

Vechte

Bezirksregierung Münster

Metelen, Kreis Steinfurt

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA Typ 14)

PE_ISS_1200

DE_NRW_9286_154664

Maßnahmenträger

Gemeinde Metelen

Ende der Bauzeit

2017

Länge (Stationierung) der Maßnahme

200 m (Stat. 162+200 bis 162+400)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 1,5 ha

Die mit rund 3 m Absturzhöhe große Stauanlage an der Plagemann’s Mühle in der Vechte wird seit 1980 von der Gemeinde Metelen nur noch als Kulturstau betrieben. Das denkmalgeschützte Mühlengebäude mit Mühlenmuseum ist ein gern besuchter Ort in Metelen. Daher wurde die Herstellung der Durchgängigkeit für Fische und Kleinstlebewesen an dem Wehrstandort verknüpft mit einer deutlichen städtebaulichen Aufwertung des gesamten Umfeldes.

Als Neue Vechte wurde ein 350 m langes Umgehungsgerinne mäandrierend, d.h. in Flussschlingen angelegt, um für die im Wasser lebenden Tiere Wanderungen zwischen ihren natürlichen Lebensräumen wieder zu ermöglichen. Der Höhenunterschied wird über 33 Riegelstrukturen aus Holz und Steinen überwunden, sodass Fische wieder in die naturnahen Vechteabschnitte oberhalb der Ortslage aufsteigen können. Gleichzeitig wurde ein Altarm bei „Kocks Insel“ entschlammt und geöffnet, sodass die Vechte die Insel wieder umfließen kann. Durch den Einbau von Totholz, das Entfernen unnötiger Uferbefestigungen und das Zulassen einer natürlichen Sukzession auf der Insel können sich in und am Gewässer neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entwickeln.

Die Öffentlichkeit kann dieser Entwicklung vom neu gebauten Fuß- und Radweg aus zuschauen. Längs des Weges laden Infotafeln und Bänke zum Verweilen und Beobachten ein und eine Brücke über den Zulaufbereich zum Umgehungsgerinne bietet Einblicke in den Fischweg. Ein direkter Zugang zum Wasser für Jung und Alt ist auch an einem „Sandstrand“ in einem Teilabschnitt der Umgehung möglich und schafft damit einen hohen Erlebniswert am Fluss. Der Sand dient zudem als Geschiebedepot für das natürliche Sohlsubstrat im Gewässer.  

Nicht zuletzt wurde durch die Neue Vechte die Vorflut verbessert und damit die Hochwassersituation bei Extremereignissen in der Ortslage entschärft. 

Der Emmerbach in Ascheberg – ein ortsnaher Strahlursprung

Der Emmerbach in Ascheberg-Davensberg darf sich in in der "Deipenwiese" in einer großzügigen Sekundäraue eigendynamisch zu einem Strahlursprung entwickeln. Auch mit dem Naturschutz konnten Synergien erzielt werden. 

Gewässername

Emmerbach

Bezirksregierung Münster

Ascheberg-Davensberg, Kreis Coesfeld

Leitbild

Sandgeprägte Tieflandbäche (LAWA Typ 14)

PE_EMS_1200

DE_NRW_326_7086

Maßnahmenträger                              

Gemeinde Ascheberg

Ende der Bauzeit

2017

Länge (Stationierung) der Maßnahme

580 m (Stat. 19+320 – 19+900)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 7 ha

Der Emmerbach in Davensberg verlief bisher in einem ca. 2,10 m eingeschnittenen, ausgebauten Trapezprofil am Ortsrand. Im Jahr 2017 konnte im Bereich der Deipenwiese durch die Gemeinde Ascheberg eine großräumige ökologische Gewässerverbesserung fertiggestellt werden. Innerhalb der als Grünland mit teilweise vorhandener Viehhaltung genutzten Deipenwiese wurde für den Emmerbach in einer großzügigen Sekundäraue ein Initialgerinne angelegt, sodass sich nun eigendynamisch entwickeln darf. Durch den punktuellen Einbau von Totholz wird die Entwicklung vielfältiger, naturnaher Gewässerstrukturen unterstützt. Zum Teil konnten ganze Bäume mitsamt Wurzelteller in den Emmerbach eingebaut werden. 

Der Emmerbach verläuft nun geschwungen mit wechselnden Böschungsneigungen bei einer variierenden Sohlbreite zwischen 4 und 6 m in der Deipenwiese. Schneller fließende Bereiche wechseln sich mit langsam fließenden Abschnitten ab und das Gewässer konnte wieder funktionsfähig mit seiner Aue verzahnt werden. Der Altverlauf bleibt als Hochwasserretentionsraum erhalten und wurde zur gewässerverträglichen Einleitung der Niederschlagsmengen mit einer Drossel versehen. 

Erste Nachkartierungen der Gewässerstrukturen zeigen bereits, dass der Bereich auf dem besten Weg ist, sich zu einem Strahlursprung zu entwickeln. Die Laufentwicklung, Sohlstruktur und das Gewässerumfeld weisen schon Bestnoten auf. Die übrigen Parameter, wie z.B. die Uferstruktur, werden sicher folgen, wenn die eigendynamische Entwicklung des Emmerbachs und die natürliche Sukzession in der Fläche weiter voranschreiten.

Auch naturschutzfachlich hat der Emmerbach eine hohe Bedeutung. Er ist Teil eines FFH- und Vogelschutzgebietes sowie des Naturschutzgebietes Emmerbach, in dem insbesondere die Lebensstätten der FFH-Art Helm-Azurjungfer erhalten, entwickelt und wiederhergestellt werden sollen. Die Planungen zur ökologischen Umgestaltung wurden daher in enger Abstimmung mit dem Naturschutz durchgeführt. Um den Lebensraumansprüchen der Libelle gerecht zu werden, wurde ein Kompromiss zwischen besonnten und beschatteten Bereichen entlang des neu gestalteten Emmerbachs gefunden. In den ersten Jahren erfolgt ein Monitoring durch den NABU, um die Neubesiedlung des neuen Bachverlaufs durch die Helm-Azurjungfer zu begleiten und zu dokumentieren. 

Für die Bevölkerung von Davensberg ist die Umgestaltung des Emmerbachs ebenfalls ein Gewinn. Erholungssuchende können über einen Rundweg entlang der Aue die Entwicklung des Emmerbachs zu einem Strahlursprung mitverfolgen. 

Bever in Warendorf-Milte – Durchgängigkeit am Kloster Vinnenberg

Die Durchgängigkeit der Bever war in Warendorf-Milte durch einen Absturz unterbrochen. In dem neu gebauten Raugerinne können die Gewässerorganismen wieder ungestört wandern. Außerdem schafft eine Neutrassierung neue und strukturell hochwertige Lebensräume.

Gewässername

Bever

Bezirksregierung Münster

Warendorf-Milte, Kreis Warendorf

Leitbild

Sand- und lehmgeprägter Tieflandfluss

(LAWA Typ 15)

PE_EMS_1600

OFWK DE_NRW_318_0

Maßnahmenträger

Wasser- und Bodenverband Warendorf-Nord

Ende der Bauzeit

2019

Länge (Stationierung) der Maßnahme

230 m (Stat. 18+800 – 19+030)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 1,5 ha

Im Jahr 2019 konnte der Wasser- und Bodenverband Warendorf-Nord erfolgreich eine große, vom Land NRW geförderte Gewässerentwicklungsmaßnahme an der Bever abschließen. Durch die Beseitigung eines Absturzes beim Kloster Vinnenberg und den Bau eines Raugerinnes mit Störsteinen konnte die Durchgängigkeit der Bever für die Gewässerorganismen wiederhergestellt werden. 

Zudem konnte ein Abschnitt der Bever neu trassiert und so ihr Lauf verlängert werden. Durch den Einbau von Totholz wird die Entwicklung hochwertiger Strukturen unterstützt, die den Gewässerabschnitt zu einem attraktiven Lebensraum für gewässerbewohnende Tiere und Pflanzen machen. Auch im Auenbereich sollen sich wieder auentypische Strukturelemente entwickeln und eine Verzahnung der Bever mit ihrer Aue ermöglichen. Bestehende und naturschutzfachlich schutzwürdige Auenbiotope konnten in die Maßnahmenplanung einbezogen und somit auch Synergien mit dem Naturschutz erreicht werden.

Lebendige Stever in Senden – Teil der „WasserWege – Stever“

Die Lebendige Stever in Senden schafft naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen in und am Wasser und gleichzeitig attraktive Erholungs- und Aufenthaltsräume in der Stadt. Wasser und Fluss in der Stadt werden wieder erlebbar.    

Gewässername

Stever, Dümmer

Bezirksregierung Münster

Senden, Kreis Coesfeld

Leitbild

Sandgeprägter Tieflandbach (LAWA Typ 14)

PE_LIP_1300

DE_NRW_2788_34078 (Stever)

DE_NRW_278832_0 (Dümmer)

Maßnahmenträger

Gemeinde Senden

Ende der Bauzeit

2020

Länge (Stationierung) der Maßnahme

Insgesamt ca. 900 m lange Teilstrecken der Stever (zwischen Stat. 40+400 – 44+000);

735 m am Dümmer im Mündungsbereich zur Stever

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

2,2 ha als Gewässerentwicklungskorridor

 

Das Projekt Lebendige Stever in Senden wurde im Zuge der Regionale 2016 als Baustein im Projekt „WasserWege – Stever“ umgesetzt. Unter dieser Überschrift haben sich sieben Anliegerkommunen längs der Stever zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit für den Wasserkreislauf und die Nutzungen des Wassers zu sensiblisieren und für ein besseres Verständnis und einen nachhaltigen Umgang mit diesem wertvollen Gut zu werben.

Das Projekt Lebendige Stever in Senden wurde daher mitten im Stadtgebiet realisiert und schafft neben naturnahen Lebensräumen für Gewässerorganismen, wie Kleintieren, Fischen und Eisvögeln, auch eindrückliche und vielfältige Erlebnisräume für die Bevölkerung.     

Zu den Maßnahmen im Einzelnen gehörten eine abschnittsweise Neutrassierung der Stever und des Dümmers mit Anlage von Sekundärauen, die Aufhebung des Aufstaus von zwei Wehranlagen und Gewässeraufweitungen an der Stever nebst Anschluss von zwei Teichen als Sekundärauen im Nebenschluss. An mehreren Querbauwerken in Stever, Dümmer und Worthbach wurde die Durchgängigkeit im Stadtgebiet wiederhergestellt. 

In den bereitgestellten Entwicklungskorridoren haben Stever und Dümmer nun Raum zur eigendynamischen Entwicklung. Die eingebauten Totholzelemente sorgen für mehr Strömungs- und Substratvielfalt im Gewässerbett und eine bessere Sauerstoffversorgung des Wassers. In den regelmäßig überfluteten Sekundärauen können sich wieder auentypische Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. 

Aber nicht nur Tiere und Pflanzen profitieren vom naturnahen Gewässerausbau an der Stever. Durch Bündelung und Neuanlage von Wegen sowie durch Schaffung von attraktiven Aufenthaltsorten und Zugangsmöglichkeiten zum Wasser wurde das Stadtbild und die Erholungsfunktion deutlich aufgewertet. Infotafeln, die die Lebensweisen der im und am Wasser lebenden Tiere darstellen, laden zur Naturerfahrung und Naturbeobachtungen an der Stever ein.

Ems-Altarm Hembergen – Laufverlängerung durch Wiederanschluss

Durch den Wiederanschluss des Altarms Hembergen konnte für die Ems eine Laufverlängerung von ca. 1 km erreicht und ein weiterer Strahlursprung umgesetzt werden. 

Gewässername

Ems

Bezirksregierung Münster

Hembergen, Kreis Steinfurt

Leitbild

Große sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse (LAWA Typ 15g)

PE_EMS_1000

OFWK DE_NRW_3_206483

Maßnahmenträger

Land NRW

Ende der Bauzeit

2019

Länge (Stationierung) der Maßnahme

ca. 2300 m

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 45 ha Auenfläche

Im Zuge der Begradigung der Ems in den 1930er Jahren wurde zwischen Saerbeck und Hembergen im Kreis Steinfurt eine etwa zwei Kilometer lange Emsschleife abgetrennt und so zum Altarm Hembergen.
Mit dem Wiederanschluss des Altarms und den ergänzenden Maßnahmen im Bereich der Emsaue wurde ein weiterer von 17 geplanten Strahlursprüngen an der Ems „gebaut“. Ems und Emsaue wurden wieder in Verbindung gebracht. Die Maßnahme soll dazu beitragen, die Defizite für die Arten und Lebensräume des Gebiets weiter zu reduzieren. Durch die Umsetzung wird sich ein weiterer, heute naturferner Abschnitt von Ems und Aue naturnah entwickeln, um so die Anzahl der Lebensräume zu erhöhen und die Qualität vorhandener zu verbessern. Das Projekt ist ein entscheidender Baustein für die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an der Ems. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, die nach der Richtlinie geforderte Verbesserung des ökologischen Zustands der Ems zu erreichen und stellt zudem einen wichtigen Baustein im NATURA 2000 Biotopverbundsystem der Emsaue dar. 

Die Verlängerung des Emslaufs beträgt insgesamt ca. 1.000 m. Aus dem begradigten Altverlauf wird sich zukünftig ein „Altarm“ entwickeln, der nur bei erhöhten Wasserständen der Ems durchströmt wird. Ein im Westen verlaufender Weg sowie ein Informations- und Aussichtspunkt erschließen das Gebiet abschnittsweise für interessierte Bürger. 
Das neue Emsbett wurde, bis auf wenige Ausnahmen, nicht befestigt, sodass die Ausbildung naturnaher Ufer durch Entwicklungsprozesse der Ems erfolgen kann. Ihre Breite und Tiefe bestimmt die Ems in den nächsten Jahren selbst. Zusätzlich wurde eine große Menge an Totholz als Strukturelement in das Gewässer eingebracht. Befliegungen mit Drohnen zeigen, dass sich der Altarm Hembergen gut entwickelt, neue Steilufer entstehen, in Totholzbereichen kommt es zu Auskolkungen und Anlandungsprozessen. Auch im Strömungsschatten von Inseln hat sich Sohlmaterial angelagert. So entstehen neue Uferbänke, die u.a. auch Lebensraum für Watvögel wie Austernfischer und Flussuferläufer darstellen können. Auch für gebietstypische Fischarten, wie Bitterling, Bachneunauge, Koppe und Steinbeißer sowie weitere Vogelarten wie Uferschwalbe, Eisvogel, Pirol, Nachtigall und Kiebitz werden sich die Habitatbedingungen verbessern. 

Für die Beschaffung der Flächen wurde ein Flurbereinigungsverfahren des Dezernates 33 der BR Münster durchgeführt, nach dessen Abschluss ca. 45 ha Auenfläche zur Verfügung standen.

Wienbach in Dorsten – bedeutender Biotopverbund im Bachsystem

Im Bereich Hervester Bruch darf sich der Wienbach wieder vorrangig eigendynamisch entwickeln. Durch gezielte Initialmaßnahmen konnte die Entwicklung naturnaher Strukturen in Gang gesetzt werden. Bereits wenige Monate nach Abschluss der Bauarbeiten haben u.a. Bachneunaugen geeignete Laichhabitate im Wienbach für sich entdeckt.

Gewässername

Wienbach

Bezirksregierung Münster

Dorsten, Kreis Recklinghausen

Leitbild

Sandgeprägter Tieflandbach (LAWA Typ 14)

PE_LIP_1000

OFWK DE_NRW_278964_0

Maßnahmenträger

Kreis Recklinghausen

Ende der Bauzeit

2018

Länge (Stationierung) der Maßnahme

2520 m (Stat. 2+800 – 5+320)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 55 ha

 

Die Wienbachaue ist im Bereich Dorsten-Wenge Bestandteil einer einzigartigen Naturlandschaft. Sie steht im hydrologischen Zusammenhang mit den bergsenkungsbedingt entstandenen Nass- und Feuchtgebieten im Hervester Bruch. Dabei ergänzen sich die Biotoptypen des FFH-Gewässers Wienbach (sommerkalter Sandbach mit Groppe, Bach- und Flussneunauge sowie Erlen-Eschen-Auenwald) mit einem rund 3 ha großen Stillgewässer und den Flutrasen, Röhrichten und feuchten Grünländern des Bergsenkungsgebietes zu einem hoch schützenswerten Biotopverbundsystem. 

Im Bereich Hervester Bruch konnte der Kreis Recklinghausen durch Ankauf und Tausch von Grundstücken sowie durch die Übernahme von Kompensationsflächen der RAG AG einen Biotopkomplex von mehr als 70 ha in öffentliches Eigentum überführen. Damit entstanden hervorragende Bedingungen, um das Bachprofil des Wienbachs samt Aue über mehrere Kilometer zu einer naturnahen Fließgewässerlandschaft im Sinne eines Strahlursprungs entwickeln zu können.

Die Wiederherstellung der typischen Fließgewässermorphologie einschließlich Steil- und Flachufern, Uferabbrüchen, Auskolkungen und offener Substratablagerungen sollte vorrangig durch Selbstentwicklung und Entfesselung geschehen. 

Unterstützt wurde die eigendynamische Entwicklung durch Uferanrisse und fortlaufenden Einbau von Tothölzern, welche als Raubäume eine erosionsfördernde und strömungslenkende Wirkung an den Ufern haben. Die Erfolge dieser Initialmaßnahmen stellten sich rasch ein. So haben Bachneunaugen bereits wenige Monate nach Abschluss der Bauarbeiten im Bereich eines Totholzeinbaus im feinkiesigen Substrat abgelaicht. Durch weiteren Grunderwerb und fortlaufende Umsetzung von initialen Maßnahmen wird die naturnahe Entwicklung am Wienbach auch heute noch räumlich erweitert und fortgesetzt. 

Rhader Bach in Dorsten – die Kraft des Wassers nutzen

Der Rhader Bach ist einer der Bäche im FFH-Gebiet "Bachsystem des Wienbachs", das u.a. bedeutende Populationen von Fisch- und Rundmaularten aufweist. Durch die Umsetzung der Maßnahme konnten auf einer länge von beinahe einem Kilometer Initialbereiche für die eigendynamische Entwicklung geschaffen werden.

Gewässername

Rhader Bach

Bezirksregierung Münster

Dorsten, Kreis Recklinghausen

Leitbild

Organisch geprägter Bach (LAWA Typ 11)

PE_LIP_1000

OFWK DE_NRW_27896_7265

Maßnahmenträger

Kreis Recklinghausen

Ende der Bauzeit

2015

Länge (Stationierung) der Maßnahme

965 m (Stat. 12+025 - 12+990)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

ca. 1,36 ha

 

Der Rhader Bach gehört zum Bachsystem des Wienbaches, zu dem neben dem Wienbach auch der Midlicher Mühlenbach, Hammbach und Kalter Bach gehört. Dieses weit verzweigte Bachsystem mündet bei Dorsten-Holsterhausen in die Lippe ein. Es stellt am Rande des Ruhrgebietes eine wichtige Biotiopverbundachse zu dem übergeordneten Fließgewässersystem der Lippe her. Die Bachläufe sind als FFH-Gebiet „Bachsystem des Wienbachs“ ausgewiesen, da sie bedeutende Populationen von Fisch- und Rundmaularten aufweisen, wie Groppe, Bachneunauge, aber auch seltene Arten wie Steinbeißer und Flussneunauge.      

Der Rhader Bach fließt durch das Naturschutzgebiet „Rhader Wiesen“, in welchem die hier beschriebene Gewässerentwicklungsmaßnahme umgesetzt wurde. Die „Rhader Wiesen“ sind als Feuchtwiesenschutzgebiet Lebensraum zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten, darunter Wat- und Wiesenvögel, Amphibien, Libellen sowie gefährdete Pflanzenarten der Röhrichte, Großseggenrieder und des Feucht- und Nassgrünlandes. Aus diesen Schutzzielen ergaben sich Restriktionen für die Gewässerentwicklung im Gebiet, da der Offenlandcharakter zu erhalten war.

Innerhalb der kreis- und landeseigenen Flächen konnten beidseitig 5 bis 15 m breite Uferstreifen aus der extensiven Grünlandnutzung ausgezäunt werden, die heute nur noch einmal pro Jahr gemulcht werden. Durch Uferentfesselung und punktuelle Profilaufweitungen verbunden mit dem Einbau von Totholz wurden Initiale zur eigendynamischen Gewässerentwicklung gesetzt, die sich bereits in den ersten Jahren nach der Maßnahme gut entwickeln.

Durch das Totholz, die Uferabbrüche, Kolke, Auflandungen und Flachwasserzonen entstehen neue Lebensräume auch für die Fisch- und Rundmäulerarten. Mit der Entfernung einer alten Wehranlage und einer alten Betonbrücke konnte auch die Durchgängigkeit in der aufgewerteten Gewässerstrecke verbessert werden.

Helmerbach in Senden – Durchgängigkeit und Impulse zu Eigendynamik im alten Lauf

Der Helmerbach in Senden wurde im Zuge der Flurbereinigung begradigt und ausgebaut. Durch die Rückverlegung des Baches in seinen Altlauf, die Herstellung der Durchgängigkeit und weitere strukturverbessernde Maßnahmen konnten die Lebensbedingungen für die Tier- und Pflanzenwelt im Helmerbach deutlich gesteigert werden.

Gewässername

Helmerbach

Bezirksregierung Münster

Senden, Kreis Coesfeld

Leitbild

Löss-lehmgeprägter Tieflandbach (LAWA Typ 18)

PE_LIP_1300

OFWK DE_NRW_27882_8000

Maßnahmenträger

Wasser- und Bodenverband Obere Stever

Ende der Bauzeit

2019

Länge (Stationierung) der Maßnahme

645 m (Stat. 8+315 - 8+960)

Flächenbeanspruchung der Maßnahme

Gewässerprofil und rd. 1.500 m² Aue

 

Der im Einzugsgebiet der Lippe liegende Helmerbach wurde im Rahmen der Flurbereinigung in Teilen ausgebaut und begradigt und weist strukturell bis auf wenige Ausnahmen einen relativ naturfernen Zustand auf.

Ziel der Gewässerentwicklungsmaßnahmen war es, über die Verbesserung der Gewässerstrukturen einen bereits vorhandenen Strahlursprung im Sinne des Strahlwirkungskonzeptes zu verlängern und die Ansiedlung und Verbreitung von fließgewässertypspezifischen Tieren und Pflanzen zu fördern.

Im Zentrum der Maßnahme stand die Rückverlegung des Baches in den Altlauf über rund 110 m neue Bachtrasse. Um eine Vernetzung mit der Aue zu gewährleisten, konnte die Fläche zwischen Altlauf und ausgebautem Bach über eine Nutzungsausfallentschädigung dauerhaft bereitgestellt und zu einer Sekundäraue abgesenkt werden. Hier bietet sich dem Bach nun ein breiter Entwicklungskorridor mit auentypischen Strukturen.

Unterstromig des breiten Entwicklungskorridors wurde der Gewässerverlauf wechselseitig aufgeweitet, indem die über die Jahre entstandenen Auflandungen sowie der Sohl- und Uferverbau entnommen wurden. Indem die Ufer abgeflacht und diverse Totholzelemente gesichert eingebaut wurden, können sich so, bei nur begrenzter Flächenverfügbarkeit, vielfältige fließgewässertypische Strukturen und Lebensräume im vorhandenen Profil entwickeln.      

Um das so aufgewertete Gewässer dauerhaft durchgängig zu gestalten und mit dem oberstromig vorhandenen Strahlursprung zu vernetzen, wurden ein Sohlabsturz sowie eine nicht mehr benötigte Überfahrt entfernt. Ein weiterer enger Wegedurchlass wurde durch ein ausreichend dimensioniertes Stahlwellprofil ersetzt, welches nun ungehinderte Wanderungen von Organismen aber auch den Sedimenttransport im Bach ermöglicht.