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Urdenbacher Altrhein: Wieder dynamisch durch die Niederung

Urdenbacher Altrhein: Wieder dynamisch durch die Niederung

Die Urdenbacher Kämpe ist eines der letzten großen, bei Hochwasser regelmäßig überschwemmten Rheinauenrelikte am Niederrhein. Um den Urdenbacher Altrhein wieder naturnäher gestalten zu können, war eine umfassende Planung und groß angelegte Maßnahme notwendig.

Der Urdenbacher Altrhein verläuft im Natura 2000-Schutzgebiet Urdenbacher Kämpe im Süden von Düsseldorf. Die Urdenbacher Kämpe ist eines der letzten großen, bei Hochwasser regelmäßig überschwemmten Rheinauenrelikte am Niederrhein. Die Hochwassersituationen werden zumeist vom Rhein ausgelöst, aber auch der aus Solingen und Hilden kommende Garather Mühlenbach kann kurzzeitige Hochwässer in den tiefliegenden Auenbereichen verursachen. Mit Eintritt in die Rheinaue wird der Garather Mühlenbach als Urdenbacher Altrhein bezeichnet.

Mit dem Bau des Sommerdeichs Ende der 1950er Jahre wurde der Urdenbacher Altrhein auf die nördliche Seite des neuen Deiches verlegt und ausgebaut, um die angrenzenden Wiesen und Äcker vor kleineren Hochwässern des Rheins zu schützen. Das kastenartige Profil und der begradigte Gewässerlauf dienten der schnellen Ableitung des Wassers in den Rhein. Dadurch entstanden jedoch unnatürlich hohe Fließgeschwindigkeiten, die eine ständige Verlagerung des Sandes im Bachbett verursachten. Weder Wasserpflanzen noch Kleintiere wie zum Beispiel Insektenlarven, Schnecken oder Krebse fanden hier einen geeigneten Lebensraum.

Die Ziele

In der Urdenbacher Kämpe soll der Gewässertyp „Kleine Niederungsfließgewässer in Fluss- und Stromtälern“ wieder entstehen, der in Nordrhein-Westfalen relativ selten ist und aufgrund des Ausbaus der Gewässer nicht mehr in seiner natürlichen Ausprägung existiert. Mit der Maßnahme werden die folgenden Ziele verfolgt:

  • eigendynamische Entwicklung eines naturnahen und leitbildkonformen Niederungsfließgewässers
  • Förderung der vorhandenen FFH-Lebensraumtypen und weiterer auentypischer Lebensräume und
  • Biotoptypen
  • Förderung auentypischer Tier- und Pflanzenarten
  • Verbesserung der Erlebbarkeit der Bachaue für die Naherholung
  • Rückhalt von Hochwasser in der Aue und Schutz der Feuchtgebiete in Trockenzeiten

Die Vorbereitung

Langjährige Planungen und ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren bilden die Grundlage für die Umsetzung der Maßnahmen. Die Stadt Düsseldorf, der Bergisch-Rheinische Wasserverband, die NRW-Stiftung sowie das Umweltministerium NRW (MKULNV) finanzierten das Projekt. Dazu gehörte auch der Ankauf von insgesamt 160 Hektar angrenzender Wiesen- und Ackerflächen. Bereits in den frühen Planungsphasen und verstärkt während der Baumaßnahme wurden die Anwohner eingebunden und informiert.

Die Maßnahme

Öffnung des Deiches in Hellerhof und Umleitung des Urdenbacher Altrheins in die Urdenbacher Kämpe. Quelle: Joschka Meiburg

An zwei Stellen wurde der Sommerdeich geöffnet: in Höhe Hellerhof und in Höhe Urdenbach. Die Deichöffnungen sind mit Fußgängerbrücken überspannt, um die Nutzung des Wanderweges auf dem Sommerdeich weiterhin zu ermöglichen. Außerdem wurde der ehemals deichparallel fließende Baumberger Graben in vier Abschnitten verfüllt, um einen schnellen Abfluss des umgeleiteten Wassers zu verhindern und die Ausbildung des neuen Laufes anzustoßen. Auf einer Länge von 2,3 km kann der Urdenbacher Altrhein nun eigenständig sein neues Bett entwickeln. Mit Sand- und Schlammbänken sowie einem charakteristischen Wechsel von Fließ- und Stillwassersituationen sollen hier für diesen Fließgewässertyp typische Strukturen entstehen. Hochwasser wird nun in der Fläche zurückgehalten und fördert die Entwicklung typischer Auenlebensräume.

Der alte Gewässerverlauf des Urdenbacher Altrheins wurde ebenfalls in mehreren Abschnitten verfüllt, um dazwischen Feuchtlebensräume beispielsweise für Amphibien und Libellen entstehen zu lassen.

Die Nachbereitung

Der Urdenbacher Altrhein nach der Umgestaltung. Quelle: Biologische Station Haus Bürgel

Die Maßnahmen wurden von August 2013 bis April 2014 umgesetzt. Nun braucht es Zeit, damit sich das Gewässer eigendynamisch entwickeln kann, denn schließlich wurde kein neues Bachbett gebaut.

Der Erfolg der Maßnahme wird von der Biologischen Station, der Stadt Düsseldorf und dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband in den nächsten Jahren ständig untersucht. Die Erfolgskontrollen werden von der Stadt Düsseldorf, dem Ministerium (MKULNV), dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband, der AWISTA GmbH (Düsseldorf), der Firma KDM (Ratingen) und der Deutschen Umwelthilfe (Berlin) finanziert.

Die Erholungssuchenden der umliegenden Siedlungsgebiete können die Entwicklung der Maßnahme von der neu gebauten Aussichtsplattform aus beobachten. Infotafeln stellen dort außerdem die ökologischen Besonderheiten vor.

Die Textgrundlagen wurden freundlicherweise von der Biologischen Station Haus Bürgel – Stadt Düsseldorf, Kreis Mettmann e. V. und der Unteren Landschaftsbehörde Düsseldorf zur Verfügung gestellt.