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Die ökologische Umgestaltung der Rur in Jülich

Die ökologische Umgestaltung der Rur in Jülich

Das Bild der ausgebauten und kanalisierten Rur in Jülich sollte sich ändern. Durch die ökologische Umgestaltung konnten wieder naturnahe Strukturen geschaffen werden, so dass die Pflanzen- und Tierwelt sich wieder entwickeln kann.

Von der Anlage einer Furt in der Römerzeit über die Renaissance bis hin zum Bau der napoleonischen Brückenkopffestung um 1806 hat die reiche historische Vergangenheit der Stadt Jülich auch früh bereits die Rur mitgeformt. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts prägten jedoch noch typische Strukturen eines Flussmittellaufes das Bild: dynamisch sich verlagernde Haupt- und Nebengerinne mit ausgedehnten Kiesbänken, Flachufern und mageren Vorlandwiesen.

Dieser naturnahe Gewässerzustand innerhalb der napoleonischen Hochwasserdeiche musste 1925 einer kanalisierten und ausgebauten Rur weichen. Dies hielt bis in die 90er Jahre, angereichert nur um Pflanzungen von Hybridpappeln in der Nachkriegszeit und kleinere Ufernachbesserungen. Hinzu kamen jedoch zahlreiche bauliche Eingriffe in die verbliebene Aue wie zum Beispiel die Verlegung von Kabeln und Rohren längs und quer des Flusses und die Einrichtung provisorischer Parkplätze im Vorland.

Im Rahmen der ökologischen Umgestaltung der Rur wurden drei Schwerpunkte gesetzt:
  • Um einen dynamischen Fließverlauf zu schaffen, wurde entsprechend dem ursprünglichen Zustand ein erheblich verbreitertes Gerinnebett innerhalb der historischen Hochwasserdeiche geschaffen. Flache unbefestigte Buchten, sich verlagernde Kiesbänke und Inseln bieten hier vielfältige naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen.
  • Für einen Biotopverbund wurden die ehemals künstlich aufgebrachten Vorländer bis auf den Kiesboden wieder abgetragen und auf den Flächen einzelne Weidensträucher angepflanzt und magere, nur gelegentlich gemähte Wiesen und Brachen angelegt.
  • Für eine extensive Freizeitnutzung wurden teilweise neue uferferne, aber attraktive Wege angelegt. Sie ermöglichen, den wieder naturnäheren Fluss „vor der Haustür“ zu erleben.

Die zukünftige Biotopentwicklung ist nicht baulich festgelegt: Nur Wasserführung und Wuchsbedingungen wie Inseln, Ufer, Kiesbänke und Vorländer wurden vorgeben. Die Pflanzen- und Tierwelt kann sich hier dynamisch entwickeln und verändern. Unmittelbar nach Ende der Bauarbeiten im Frühjahr 1996 fanden sich bereits verschiedene gefährdete Vogelarten wie zum Beispiel der brütende Flussregenpfeifer wieder ein. Heute hat auch der Biber wieder eine Heimat an der Rur in Jülich gefunden.