Seseke: Wiederbelebung von Schmutzwasserläufen im Ruhrgebiet
Die Seseke – einst war sie eine sogenannte „Köttelbecke“, wie die Leute in der Region sagen. Im Zuge der ökologischen Umgestaltung durch den Lippeverband ist dann eine Gewässerlandschaft entstanden, die den Organismen wieder Lebensraum bietet.
Kurzer Rückblick auf die Historie der Seseke
Ein aufwendiger wasserwirtschaftlicher Umbau hat diesen Gewinn für die Umwelt und für die Biodiversität ermöglicht. Dazu lohnt sich ein kurzer Rückblick auf die Historie der Seseke: Vor rund hundert Jahren, es war 1913, wurde die Sesekegenossenschaft als Vorläufer des Lippeverbandes gegründet. Den Anlass gaben die zunehmende Verschmutzung sowie Abflussstörungen von Seseke, Körne und weiterer Nebenbäche, die eine umfassende Lösung verlangten. Die Sesekegenossenschaft – gegründet nach dem Vorbild der Emschergenossenschaft – baute die Gewässer der Region aus, um das damals Vorrangige zu erreichen: Schutz vor ständigen Überschwemmungen ganzer Stadtteile durch verschmutztes Wasser – „trockene Füße“ für eine ganze Region.
Die renaturierte Körne. Quelle: LANUVMit dem Auslaufen des Bergbaus in der Region in den 1980er Jahren wurden zum ersten Mal die kanalisierte Form der Gewässer und die offene Abwasserführung in Frage gestellt. Bis dahin hatte es dazu keine echte Alternative gegeben. Geschlossene, unterirdische Kanäle für das Schmutzwasser wären durch anhaltende Bergsenkungen immer wieder beschädigt worden – die Verseuchung des Grundwassers und die Schwierigkeit, Reparaturen durchzuführen, hätten alle anfänglichen Vorteile zunichte gemacht. Als klar wurde, dass die bergbaubedingten Bodensenkungen durch die Einstellung der letzten Schachtanlagen abklingen würden, entwickelte der Lippeverband ab 1984 das Sesekeprogramm. Erst jetzt konnte auch wieder der Natur zu ihrem Recht verholfen werden. Die naturnahe Umgestaltung der Gewässer blieb allerdings noch auf Jahre in der Warteschleife, weil der Lippeverband zunächst an sämtlichen, zu offenen Schmutzwasserläufen umfunktionierten Bächen unterirdische Kanäle verlegte – der langwierigste und aufwendigste Teil des Programms. Den Höhepunkt des Sesekeprogramms bildete die Renaturierung des Sesekehauptlaufs ab 2008. Zuvor waren bereits u. a. der Massener Bach in Unna, der Lüserbach in Lünen und die Körne ab Dortmund umgestaltet worden.
Die "kleine Schwester" der Emscher
Eine ganz besondere Bedeutung hat die Renaturierung der Gewässer auch für den Menschen. Aus dem früheren Meideraum ist ein öffentlich zugängliches und bei den Bürgern äußerst beliebtes Freizeitareal geworden. Im Rahmen der Umgestaltung wurde der ehemals verschlossene Betriebsweg zu einem 25 km langen öffentlichen Rad- und Fußweg ausgebaut. Viele Freizeitradler und Alltagsfahrer auf dem Weg zur Arbeit nutzen diese Verbindung. Wo früher der Schmutzwasserlauf trennte, verbindet heute das lebendige Gewässer.
Die Seseke nach der Umgestaltung. Quelle: LANUVDie Seseke-Umgestaltung wird gerne als „kleine Schwester“ des großen Emscher-Umbaus bezeichnet. Dabei bezieht sich die „kleine Schwester“ auf die Länge der rund 75 km langen Seseke-Wasserläufe (zum Vergleich: Das Emscher-System hat 350 km Gewässerstrecke) und auf die Kosten des Umbaus (Seseke: 500 Millionen Euro, Emscher: 4,5 Milliarden Euro). Während der Emscher-Umbau Ende 1991 beschlossen wurde, hatte der Lippeverband jedoch die Pläne zur Renaturierung der Seseke bereits Mitte der 1980er Jahre.
An der Seseke lässt sich bereits heute eindrucksvoll feststellen, wie sich in einigen Jahren auch die Emscher präsentieren wird: Eine bei Spaziergängern und Radfahrern, die die zurückeroberte Natur in vollen Zügen genießen, gleichermaßen beliebte Landschaft.
Die Textgrundlage wurde freundlicherweise vom Lippeverband zur Verfügung gestellt.
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