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Maßnahmen

Die Auenentwicklung der Niers bei Geldern-Pont

An der Niers wurden nach und nach einige Bereiche umgestaltet, um eine naturnahe Entwicklung des Gewässers zu ermöglichen. Eines dieser Projekte ist die Umgestaltung des Flusses in Geldern-Pont.

Die Niers hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Aus dem ehemals begradigten und intensiv unterhaltenen Vorfluter ist – schon aufgrund der verbesserten Wasserqualität – ein ansehnliches, streckenweise sogar ein naturnahes Gewässer geworden.

Seit 1999 wurden sieben Großprojekte mit einer Gesamtlänge von neun Kilometern umgesetzt, die auf die naturnahe Entwicklung der Niers abzielen. Eines dieser Projekte ist die Umgestaltung des Flusses in Geldern-Pont. Ein Komplex aus Fließgewässern, Altarmen, Flachwasserzonen, Steilufern, Kies- und Sandbänken, flachen Mulden, tiefen Mulden und höher gelegenen, seltener überstauten Flächen hat dort vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tieren geschaffen.

Um einen Endzustand zu erreichen, der einem natürlichen Flachlandfluss möglichst weitgehend entspricht, wurde das Profil nur sehr grob gestaltet. Eine schmale Mittelwasserrinne, beim Bau scharfkantig und unregelmäßig erstellt, kann vom Wasser in den nächsten Jahren nach und nach ausgeformt werden.

Bei niedrigen Wasserständen zeigt sich, dass die angestrebten unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten erreicht werden. Das flach und weit ausladend gestaltete Hochwasserbett wird schon bei einem geringfügig ansteigenden Wasserstand von der Niers mit genutzt. Es gibt Zonen, die ein- oder mehrfach im Jahr und mit unterschiedlicher Dauer überschwemmt werden. In Rinnen und Mulden, die in das Hochwasserbett eingearbeitet oder von der Niers selbst ausgespült wurden, bleibt nach der Überflutung Wasser als Lebensraum für Amphibien stehen. Insgesamt können rund 30.000 Kubikmeter Wasser zusätzlich auf den Flächen dieser Renaturierungsmaßnahme zurückgehalten werden – ein wichtiger Beitrag zum Hochwasserschutz.

Der Fischaufstieg an der Brüggener Mühle

Die Wassermühlen der Schwalm sind ein wichtiger Teil der hiesigen Kulturlandschaft. Für Fische und andere Gewässerorganismen sind sie jedoch Hindernisse auf ihren Wanderungen. Daher wurden "Umleitungen" gebaut.

Die Wassermühlen der Schwalm sind ein wichtiger Teil der hiesigen Kulturlandschaft. Die Stauanlagen dieser Mühlen sind jedoch gleichzeitig ökologische Barrieren, denn Fische und andere Organismen können sie nicht passieren. Mit Fischaufstiegen will der Schwalmverband die ökologische Durchgängigkeit wieder herstellen. An der Brüggener und an der Borner Mühle wurden 2001 entsprechende Anlagen errichtet.

Eine möglichst naturfreundliche Gestaltung dieser „Umleitungen“, den so genannten Umgehungsgerinnen, war dabei oberstes Ziel. Bei einem zu überwindenden Höhenunterschied von jeweils etwa anderthalb Metern wurde eine höchst mögliche Strukturvielfalt hinsichtlich Querschnitt, Strömung und Wassertiefe angestrebt. Die jeweils im Umgehungsgerinne integrierten Becken werden durch so genannte Raubettgerinne-Strecken verbunden. In diese sind zusätzlich große Störsteine eingebaut, die den erforderlichen Energieabbau hervorrufen und so für unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten und Ruhezonen für aufsteigende Gewässerorganismen sorgen.

Zurück zur Natur – die Auengestaltung Dilborner Benden

Westlich von Brüggen wurde ein großer Bereich für die naturnahe Entwicklung der Schwalm zur Verfügung gestellt: die Dilborner Benden.

Im Mai 1995 begann die naturnahe Umgestaltung eines Flussabschnitts der Schwalm und ihrer Aue in den „Dilborner Benden“ westlich von Brüggen. Ziele der Maßnahmen waren:

  • die Sicherstellung und Verbesserung des Hochwasserschutzes mit Schaffung bzw. Vergrößerung der Überschwemmungsbereiche in der Aue
  • die Wiederherstellung eines naturnahen Wasserlaufes nach dem Vorbild der heute noch unbegradigten Schwalmabschnitte
  • die Entwicklung auentypischer Biotopstrukturen wie Tümpel, Altwässer, Sumpf- und Röhrichtflächen, feuchte Wiesen und Auenwälder.
  • die Verringerung der Belastung durch die Landwirtschaft, indem die ackerbaulich genutzten Flächen in extensive Wiesen umgewandelt werden
  • die Verringerung der Belastung durch die Siedlungsentwässerung sowie Verbesserung der Selbstreinigungskräfte
  • eine bessere Vernetzung der vorhandenen Biotope
  • die Aufwertung des landschaftsästhetischen Wertes und der Erlebbarkeit der Auenlandschaft durch gezielte Wegführung.

Die Rückführung in einen naturnahen Zustand von Gewässer und Aue setzt dynamische Prozesse in Gang, die das Ökosystem stabilisieren und langfristig Eingriffe des Menschen entbehrlich machen. Nach der Fertigstellung des Projektes im Jahre 1997 dauerte es nicht lange, bis sich erste Erfolge zeigten. Schon zur darauf folgenden Vegetationsperiode fanden sich viele Tier- und Pflanzenarten ein, die seit der Begradigung im Jahre 1920 nicht mehr anzutreffen waren. Sogar der Biber fühlt sich hier wieder zu Hause.

Die Verbesserung der Wassertemperatur in der Wupper

Zwei Heizkraftwerke bewirken, dass die Untere Wupper zu warm ist. Dies wirkt sich negativ auf den Fischbestand aus. Mögliche Maßnahmen wurden auf ihre Wirkung hinsichtlich einer Absenkung der Wassertemperatur untersucht und in einem Praxistest erprobt.

Seit 1900 stehen an der Unteren Wupper in Wuppertal zwei Heizkraftwerke der Wuppertaler Stadtwerke, die das Wupperwasser bei der Stromerzeugung zu Kühlzwecken oberhalb der Kraftwerke entnehmen und nach Erwärmung unterhalb wieder einleiten. Die Untere Wupper ist infolgedessen im Vergleich zum natürlichen Zustand zu warm. Dies wirkt sich negativ auf den Fischbestand aus. Es fehlen weitgehend die in der Unteren Wupper charakteristischen Salmoniden (z.B. Forellen, Äschen, Lachse).

Zwischen Ökologie und Energieerzeugung besteht hier ein typischer Zielkonflikt: Die für den Fischbestand zwingend notwendigen niedrigeren Wassertemperaturen in der Unteren Wupper schienen nur durch eine deutliche Reduzierung der Stromerzeugung und damit einhergehende nicht akzeptable wirtschaftliche Einbußen erreichbar zu sein.

In einem gemeinsamen Vorhaben von Wupperverband, Wuppertaler Stadtwerke AG, dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie einigen Ingenieurbüros wurde ein Weg gefunden, durch niedrigere Wassertemperaturen den Fischbestand ökologisch deutlich zu verbessern und gleichzeitig den Heizkraftwerken bei ihren wirtschaftlichen Überlegungen entgegenzukommen.

Dazu wurden 25 mögliche Maßnahmen einzeln bzw. in Kombination auf ihre Wirkung hinsichtlich einer Absenkung der Wassertemperatur untersucht. Aussichtsreich und effizient erschien eine Kombination aus Talsperrenmanagement, Reduktion der Stromproduktion, vermehrtem Fernwärmeverkauf und einer angepassten Fahrweise der vorhandenen Luftkondensatoren als zusätzliche Kühlmöglichkeit.

Die ersten drei Jahre der Praxiserprobung haben bereits erhebliche Verbesserungen in der Fischfauna bewirkt. Die ökologischen Verbesserungen stellen im Vergleich zum vorherigen Zustand einen anspruchsvollen Schritt in Richtung des von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustands dar.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter Projekte in NRW/Temperaturmanagement Wupper.

Das PROjekt Bröl: Platz für den Lachs

Die Wiederansiedlung des Lachses ist eigentlich ein alter Hut. Seit 1986 das Projekt "Lachs-2000" angestoßen wurde, ist viel unternommen worden. So auch an der Bröl.

Das Einzugsgebiet der Bröl hat einzigartige Potenziale für eine dauerhafte Wiederansiedlung des Lachses. In einem groß angelegten Projekt wird der Aggerverband – mit erheblicher finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen – daher die Brölbäche ganzheitlich entwickeln.

Die Voraussetzungen für den Aufbau einer selbsttragenden Lachspopulation sind in den Brölbächen grundsätzlich vorhanden: Die biologische Gewässergüte hat sich verbessert und von den 65 Kilometern Fließlänge der Hauptläufe ist immerhin ein Drittel in einem guten bis sehr guten strukturellen Zustand.

Doch die Ansprüche von Salmoniden sind hoch. In einigen Gewässerabschnitten herrscht ein unnatürliches Abflussverhalten, das auf zunehmende Flächenversiegelung zurückzuführen ist. Problematisch sind auch Einträge von Feinsedimenten, die die kiesigen Substrate verkleben, und von Nährstoffen, die über eine Kettenreaktion von Biomasseerhöhung, Sauerstoffzehrung und erhöhter Ammoniakbelastung zu lebensfeindlichen Bedingungen führen.

Diesen Belastungen entgegenzuwirken ist Aufgabe der Siedlungswasserwirtschaft und so wird der Aggerverband in den kommenden Jahren mehrere Retentionsbodenfilter oder ähnliche Mischwasserbehandlungsanlagen im Brölgebiet errichten.

Hauptaufgabe der Gewässerentwicklung ist die Pufferung diffuser Einträge und die Verbesserung der durch frühere Ausbaumaßnahmen „gefesselten“ Sohl- und Uferstrukturen der Brölbäche.

Gewässerdynamik und Uferrandstreifen mit Filterwirkung verlangen Platz und so wird zunächst in Abstimmung mit der Landwirtschaft vor allem in die Bereitstellung von Flächen für Gewässerentwicklungskorridore investiert werden müssen.

Auch wenn das Projekt primär auf die Wiederherstellung geeigneter Laich- und Lebensbedingungen für den Lachs als Leitart der Langdistanzwanderfische abzielt – auch der Mehrwert für die Menschen an der Grenze zum Ballungsraum Köln-Bonn ist groß: Sie profitieren durch eine intakte Gewässerlandschaft innerhalb einer gewachsenen Kulturlandschaft, die Stärkung der regionalen Identität durch das vernetzende Element der Brölbäche, die Bewahrung eines einzigartigen Naturerbes für kommende Generationen und durch einen verbesserten Hochwasserschutz.

Lachs. Quelle: Helmut Wuttke

Informationen zum aktuellen Wanderfischprogramm NRW finden Sie auf der Seite des Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Renaturierung der Sülzaue bei Lohmar

Die Sülz bei Lohmar verlief geradlinig entlang der Autobahn A 3 in einem technisch ausgebauten Profil. Nach der Renaturierung darf die Sülz sich wieder frei bewegen.

Bis 2003 verlief die Sülz bei Lohmar geradlinig an der Autobahn A 3 in einem technisch ausgebauten Profil. In den Uferbereichen grenzten künstlich erhöhte landwirtschaftliche Intensivnutzflächen an. Der Aggerverband – unterstützt durch das Land NRW, die Stadt Lohmar, Straßen.NRW, Niederlassung Bonn und die Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises – realisierte in zwei Jahren die Renaturierung der Aue. Sie wurde neu modelliert und Nebengewässer und Einleitungsstellen wurden neu angebunden. Auch Überflutungsraum wurde zurückgewonnen: Die Sülz darf wieder über ihre Ufer treten.

Die Fischdurchgängigkeit an der unteren Ruhr

Die Durchgängigkeit der Unteren Ruhr ist durch die Flussstauseen sowie Anlagen für die Trinkwassergewinnung oder Wasserkraftnutzung unterbrochen. An mehreren Standorten erfolgten Maßnahmen, so dass nun wieder Wanderungen der Fische über eine längere Strecke möglich sind.

Insbesondere die Untere Ruhr ist durch die fünf Flussstauseen und weitere Anlagen für die Trinkwassergewinnung oder Wasserkraftnutzung in starkem Maße in ihrer Durchgängigkeit unterbrochen.

Durch den Bau der Fischaufstiegsanlagen an den Standorten Harkortsee, Stiftsmühle und Hengsteysee wurden in den letzten Jahren die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Fische über eine Ausdehnung von rund 20 Kilometern wieder flussauf- und flussabwärts wandern können. Auch die Volme ist wieder erreichbar. Am Harkortsee wurde ein 330 Meter langer naturnaher Bachlauf als Fischpass angelegt. Er überwindet eine Höhe von 7,5 Metern.

Am Wehr in Stiftsmühle und am Hengsteysee erforderten die beengten Platzverhältnisse hingegen die Errichtung von technischen Bauwerken.

Diese Investitionen sind ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Fischfauna in diesem Ruhrabschnitt.

LIFE+-Projekt Möhne: Renaturierung im FFH-Gebiet

Das Ziel, des Projektes, ist die Verbesserung der FFH-Gebiete „Möhne-Oberlauf“ und „Möhne-Mittellauf“. Strukturreiche Fließgewässer, aber auch andere Auenlebensräume, sollen wiederhergestellt werden. Gleichzeitig wird auch für die Menschen die Möhne erlebbar gestaltet.

Das Ziel, mit dem das Projekt Anfang 2010 startete, ist die Verbesserung der FFH-Gebiete „Möhne-Oberlauf“ und „Möhne-Mittellauf“. In diesen Gebieten sollen weitere Voraussetzungen für einen erfolgreichen und nachhaltigen Naturschutz geschaffen werden. Gemeinsam mit den Projektpartnern möchte der Kreis Soest während der fünfjährigen Projektlaufzeit in mehreren Teilbereichen verschiedene Maßnahmen umsetzen. Strukturreiche Fließgewässer, aber auch andere Auenlebensräume, wie blumenbunte Talwiesen und lichte Auwaldbestände, sollen für viele Tier- und Pflanzenarten der Mittelgebirgstäler wiederhergestellt werden. Gleichzeitig wird auch für die Menschen die Möhne lebenswerter und erlebbar gestaltet. Die Möhne ist von zentraler Bedeutung für den landesweiten Biotopverbund, der durch dieses Projekt weiter gestärkt werden soll. Finanziert wird das Projekt zu 90 % über das Umweltfinanzierungsprogramm LIFE der Europäischen Union, die restlichen 10 % der Kosten trägt der Kreis.

Mit einer Länge von rund 65 km gehört die Möhne zu den längsten Zuflüssen der Ruhr. Sie weist teilweise noch typische Strukturen eines naturnahen Fließgewässers auf, welche wichtige Lebensräume für gefährdete Fischarten sind. In der Vergangenheit wurde die Möhne jedoch an vielen Stellen begradigt und an den Talrand verlegt; das Ufer wurde befestigt und eine Vielzahl von Stauhaltungen errichtet. Sie fließt oft weit mehr als einen Meter unterhalb des Auenbodens und tritt bei mittleren Hochwassern kaum noch über die Ufer. Gewässer und Aue sind heute weitgehend voneinander entkoppelt: Folglich fehlen naturnahe Gewässerstrukturen wie zum Beispiel Kiesbänke, Totholz und steile sowie flache Uferbereiche. Querbauwerke wie etwa Mühlenwehre behindern den Sedimenttransport sowie das Wandern von Fischen und anderen Wasserbewohnern. In der Aue führt die intensive oder fehlende Bewirtschaftung des Grünlands zu einem Verlust der Artenvielfalt. Zudem stehen auf vielen Flächen standortfremde Fichtenbestände.

In fünf Talabschnitten oberhalb des Stausees, die zu den FFH-Gebieten „Möhne-Oberlauf“ und „Möhne-Mittellauf“ gehören, sind auf einer Fläche von 200 Hektar Maßnahmen zur Renaturierung des Flusses und seiner Aue vorgesehen.

Die Möhne im Bereich Rüthen nach der Renaturierung. Quelle: Franz Reichenberger (Fokus-Foto)

Eine der größeren Baumaßnahmen war die Renaturierung der Möhne im Bereich Rüthen. Die Maßnahme umfasste die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit, die ökologische Verbesserung des Gewässers und damit verbunden die Schaffung von Retentionsräumen für den Hochwasserschutz. Insgesamt waren für die naturnahe Umgestaltung der Möhne im Bereich der Stadt Rüthen vier Bauabschnitte nötig. In großem Maße wurden Fichtenbestände entfernt, die ein Wanderhindernis für Falter, Heuschrecken und andere Insekten darstellten. Die Gewässersohle der ehemals tief eingeschnittenen Möhne wurde angehoben und verbreitert und ihre Lauflänge wurde verdoppelt. Durch die verringerte Fließgeschwindigkeit gräbt sich das Gewässer nicht mehr so tief in den Boden ein und der Wasserstand steigt bei Hochwasser nicht mehr so stark an. Die eigentliche Gestaltung von Gewässerlauf und -bett hat das Gewässer durch seine Eigendynamik selbst durchgeführt, denn im gesamten Planungsgebiet steht kurz unter der Geländeoberfläche der Möhnekies an. Deshalb ist durch entsprechenden Oberbodenabtrag schon bei geringen Wassermengen eine eigendynamische Entwicklung des Gewässers möglich.

Fischwanderhilfe in Sichtigvor. Quelle: Franz Reichenberger (Fokus-Foto)

Die jüngsten Maßnahmen sind die im April 2014 vorgenommene Umgestaltung der Möhne im Bereich nördlich des ehemaligen Bahnhofs Scharfenberg und die Herstellung der Durchgängigkeit in Sichtigvor im März 2014. Im Rahmen der Gewässerrenaturierung am Scharfenberger Bahnhof wurde die Durchgängigkeit wiederhergestellt, eine Teichanlage aufgehoben und Retentionsraum geschaffen. Auch die ökologische Qualität des Gewässers konnte damit verbessert werden. In Sichtigvor wurde ein Wehr wieder durchgängig gestaltet. Fische und Kleinlebewesen haben nun wieder die Möglichkeit bekommen, sich im Fluss und im Bach aufwärts zu bewegen. Auch der Transport des Geschiebes (Flusssteine und Kies) ist nun wieder möglich. Ein Ziel des LIFE+-Projekts ist auch die Wiederherstellung von artenreichen Weiden und Blumenwiesen. Die Bewirtschaftung der Brachflächen im Möhneoberlauf wurde in Zusammenarbeit mit den Landwirten vor Ort wieder aufgenommen.

Renaturierung der Möhne am Scharfenberger Bahnhof. Quelle: Franz Reichenberger (Fokus-Foto)

 

Die Textgrundlagen wurden freundlicherweise vom Kreis Soest zur Verfügung gestellt. Nähere Informationen finden Sie unter Möhne LIFE.

Urdenbacher Altrhein: Wieder dynamisch durch die Niederung

Die Urdenbacher Kämpe ist eines der letzten großen, bei Hochwasser regelmäßig überschwemmten Rheinauenrelikte am Niederrhein. Um den Urdenbacher Altrhein wieder naturnäher gestalten zu können, war eine umfassende Planung und groß angelegte Maßnahme notwendig.

Der Urdenbacher Altrhein verläuft im Natura 2000-Schutzgebiet Urdenbacher Kämpe im Süden von Düsseldorf. Die Urdenbacher Kämpe ist eines der letzten großen, bei Hochwasser regelmäßig überschwemmten Rheinauenrelikte am Niederrhein. Die Hochwassersituationen werden zumeist vom Rhein ausgelöst, aber auch der aus Solingen und Hilden kommende Garather Mühlenbach kann kurzzeitige Hochwässer in den tiefliegenden Auenbereichen verursachen. Mit Eintritt in die Rheinaue wird der Garather Mühlenbach als Urdenbacher Altrhein bezeichnet.

Mit dem Bau des Sommerdeichs Ende der 1950er Jahre wurde der Urdenbacher Altrhein auf die nördliche Seite des neuen Deiches verlegt und ausgebaut, um die angrenzenden Wiesen und Äcker vor kleineren Hochwässern des Rheins zu schützen. Das kastenartige Profil und der begradigte Gewässerlauf dienten der schnellen Ableitung des Wassers in den Rhein. Dadurch entstanden jedoch unnatürlich hohe Fließgeschwindigkeiten, die eine ständige Verlagerung des Sandes im Bachbett verursachten. Weder Wasserpflanzen noch Kleintiere wie zum Beispiel Insektenlarven, Schnecken oder Krebse fanden hier einen geeigneten Lebensraum.

Die Ziele

In der Urdenbacher Kämpe soll der Gewässertyp „Kleine Niederungsfließgewässer in Fluss- und Stromtälern“ wieder entstehen, der in Nordrhein-Westfalen relativ selten ist und aufgrund des Ausbaus der Gewässer nicht mehr in seiner natürlichen Ausprägung existiert. Mit der Maßnahme werden die folgenden Ziele verfolgt:

  • eigendynamische Entwicklung eines naturnahen und leitbildkonformen Niederungsfließgewässers
  • Förderung der vorhandenen FFH-Lebensraumtypen und weiterer auentypischer Lebensräume und
  • Biotoptypen
  • Förderung auentypischer Tier- und Pflanzenarten
  • Verbesserung der Erlebbarkeit der Bachaue für die Naherholung
  • Rückhalt von Hochwasser in der Aue und Schutz der Feuchtgebiete in Trockenzeiten

Die Vorbereitung

Langjährige Planungen und ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren bilden die Grundlage für die Umsetzung der Maßnahmen. Die Stadt Düsseldorf, der Bergisch-Rheinische Wasserverband, die NRW-Stiftung sowie das Umweltministerium NRW (MKULNV) finanzierten das Projekt. Dazu gehörte auch der Ankauf von insgesamt 160 Hektar angrenzender Wiesen- und Ackerflächen. Bereits in den frühen Planungsphasen und verstärkt während der Baumaßnahme wurden die Anwohner eingebunden und informiert.

Die Maßnahme

Öffnung des Deiches in Hellerhof und Umleitung des Urdenbacher Altrheins in die Urdenbacher Kämpe. Quelle: Joschka Meiburg

An zwei Stellen wurde der Sommerdeich geöffnet: in Höhe Hellerhof und in Höhe Urdenbach. Die Deichöffnungen sind mit Fußgängerbrücken überspannt, um die Nutzung des Wanderweges auf dem Sommerdeich weiterhin zu ermöglichen. Außerdem wurde der ehemals deichparallel fließende Baumberger Graben in vier Abschnitten verfüllt, um einen schnellen Abfluss des umgeleiteten Wassers zu verhindern und die Ausbildung des neuen Laufes anzustoßen. Auf einer Länge von 2,3 km kann der Urdenbacher Altrhein nun eigenständig sein neues Bett entwickeln. Mit Sand- und Schlammbänken sowie einem charakteristischen Wechsel von Fließ- und Stillwassersituationen sollen hier für diesen Fließgewässertyp typische Strukturen entstehen. Hochwasser wird nun in der Fläche zurückgehalten und fördert die Entwicklung typischer Auenlebensräume.

Der alte Gewässerverlauf des Urdenbacher Altrheins wurde ebenfalls in mehreren Abschnitten verfüllt, um dazwischen Feuchtlebensräume beispielsweise für Amphibien und Libellen entstehen zu lassen.

Die Nachbereitung

Der Urdenbacher Altrhein nach der Umgestaltung. Quelle: Biologische Station Haus Bürgel

Die Maßnahmen wurden von August 2013 bis April 2014 umgesetzt. Nun braucht es Zeit, damit sich das Gewässer eigendynamisch entwickeln kann, denn schließlich wurde kein neues Bachbett gebaut.

Der Erfolg der Maßnahme wird von der Biologischen Station, der Stadt Düsseldorf und dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband in den nächsten Jahren ständig untersucht. Die Erfolgskontrollen werden von der Stadt Düsseldorf, dem Ministerium (MKULNV), dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband, der AWISTA GmbH (Düsseldorf), der Firma KDM (Ratingen) und der Deutschen Umwelthilfe (Berlin) finanziert.

Die Erholungssuchenden der umliegenden Siedlungsgebiete können die Entwicklung der Maßnahme von der neu gebauten Aussichtsplattform aus beobachten. Infotafeln stellen dort außerdem die ökologischen Besonderheiten vor.

Die Textgrundlagen wurden freundlicherweise von der Biologischen Station Haus Bürgel – Stadt Düsseldorf, Kreis Mettmann e. V. und der Unteren Landschaftsbehörde Düsseldorf zur Verfügung gestellt.

Lebensraum Flachwasserzone in Duisburg-Beeckerwerth

Durch den Ausbau des Rheins sind die ehemals vielfältigen Flachwasserzonen verloren gegangen. Dies sollte sich ändern. Uferbefestigungen und Steindämme wurden so umgebaut, dass sich wellengeschützte Flachwasserbereiche ausbilden konnten.

Durch den Ausbau des Rheins und die Befestigung der Ufer sind die ehemals vielfältigen Flachwasserzonen weitgehend verloren gegangen. Die strömungsberuhigten, nahrungsreichen und sonnendurchwärmten Zonen haben jedoch eine große Bedeutung als „Kinderstuben“ für verschiedene Fischarten, zum Beispiel Barben. Verbliebene Flachwasserbereiche sind oft dem Wellenschlag vorbeifahrender Schiffe ausgesetzt. Hierdurch werden Jungfische geschädigt oder ans Ufer geworfen. Durch Sog und Schwall schwankt der Wasserstand erheblich und es entwickeln sich gegenläufige Strömungen, sodass die Funktion des Lebensraumes stark beeinträchtigt wird.

In Duisburg-Beeckerwerth standen von September 2004 bis Mai 2005 Arbeiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Rhein an. Dies wurde genutzt, um mit relativ wenig Aufwand zugleich eine ökologische Verbesserung der Ufersituation zu erreichen. Vorhandene Uferbefestigungen und Steindämme wurden so umgebaut, dass sich wellengeschützte Flachwasserbereiche ausbilden konnten.

Schon wenige Wochen nach Abschluss der Arbeiten waren erste Erfolge sichtbar: Im Juni 2005 tummelten sich bereits zahlreiche Barbenlarven in den neuen wellengeschützten Flachwasserzonen.