Lenne-Äschen-Projekt
In der Lenne wurden zunehmende Nährstoffanreicherungen beobachtet. Ein weiteres Problem ist der starke Rückgang der Äsche. Es wurde untersucht, ob zwischen den beiden Phänomenen ein Zusammenhang besteht oder ob andere Faktoren für das erhöhte Nährstoffangebot und den Rückgang der Äsche verantwortlich sind.
Projektdaten
Titel | Gewässerökologische Untersuchungen und Bewertung der pflanzlichen Komponenten (Diatomeen und Phytobenthos) in Bezug auf die defizitären Zustände der Fischfauna in der Lenne (NRW) |
Projektkürzel | Mittelgebirgs-Fließgewässer – Defizite Fischfauna Lenne |
Durchführende Institution | Helmholtz Zentrum für Umweltforschung-UFZ |
Projektleitung | Bezirksregierung Arnsberg |
Status | abgeschlossen 2010 |
Anlass
In den letzten Jahren wurden in der Lenne (NRW) zunehmende Eutrophierungserscheinungen beobachtet. Diese wurden durch immer häufigere Massenaufkommen von benthischen Kieselalgen sichtbar. Die Ursachen hierfür konnten jedoch nicht eindeutig identifiziert werden. Auch die Messkampagnen im Rahmen des operativen Monitorings für die Zustandsbewertung nach EG-WRRL der Jahre 2004 bis 2006 ergaben keine weiterführenden Erkenntnisse. Ein weiteres Problem ist der starke Rückgang der Äsche in den hyporhithralen Gewässerabschnitten nicht nur in der Lenne, sondern auch in anderen Flusseinzugsgebieten.
Es stellte sich die Frage, ob zwischen dem Massenaufkommen der Kieselalgen und dem Rückgang der kieslaichenden Fischarten ein Kausalzusammenhang besteht oder ob andere, nicht im operativen Monitoring geprüfte Faktoren sowohl für die erhöhte Trophie als auch für den Rückgang der Äsche verantwortlich sind. In einem weiteren Schritt wurden die Belastungsschwerpunkte/Handlungsoptionen ausgehend von den Erkenntnissen geprüft.
Ergebnisse
Die potenziellen Einflussfaktoren, die für die Defizite im Äschenbestand ursächlich sein können, wurden entweder bestätigt oder ausgeschlossen.
Es fiel besonders auf, dass im untersuchten Bereich trotz der festgestellten Defizite bei der Fischfauna für die kieslaichenden Fischarten günstige Bedingungen vorliegen. Die Defizite gehen also nicht auf die "klassischerweise" vermuteten Belastungsfaktoren zurück.
Handlungsempfehlungen
- Zur Minderung des Potenzials zur Ammoniakbildung sollten die Mischwassereinleitungen näher untersucht werden.
- Durch hydromorphologische Maßnahmen wird eine Abnahme der pflanzlichen Primärproduktion und in ihrer Folge eine deutliche Verringerung der potenziellen Gefährdung durch Ammonium/Ammoniak erwartet. Daher werden die großflächige Entwicklung von beidseitigen durchgehenden Gehölzsäumen und von vielfältig ausgestalteten, naturnahen Gewässerstrukturen empfohlen.
- Aufgrund bereits durchgeführter Maßnahmen zur Minderung des Nährstoffeintrags in die Lenne ist auch die Trübung der Lenne durch Plankton zurückgegangen. Damit ist der Lichteinfall höher und das auf geringem Niveau noch vorhandene Nährstoffpotenzial (Phosphor) kann praktisch vollständig genutzt werden. Daher ist eine mittelfristige Reduktion des Phosphorgehaltes der Lenne auf 50 bis 70 µg/l TP bei gleichzeitiger Rückführung des Orthophosphatanteils anzustreben.
- Es sollten kleinräumige Habitate als Laich-, Aufwuchs- und Rückzugshabitate sowie Refugien zum Schutz vor Fraßfeinden (Kormoran) geschaffen werden.
- Die lineare Durchgängigkeit sollte verbessert werden, um die zurzeit weitgehend isolierten Gewässerabschnitte und Restpopulationen zu verknüpfen.
- Um den Reproduktionserfolg der Leitfischart Äsche zu fördern, wird empfohlen, die fischereiliche Bewirtschaftung einzubeziehen. Derzeit wird die Lenne als Reaktion auf den Einbruch des Äschenbestandes auch mit fangfähigen Bachforellen besetzt. Es sollte schrittweise eine dem Fließgewässer angepasste Bewirtschaftung der potenziell natürlichen Fischfauna entwickelt werden.
- Es wird davon ausgegangen, dass sich bei Umsetzung der hydromorphologischen Maßnahmen die Restpopulationen wieder entwickeln können und der Fraßdruck durch den Kormoran geringer wird. In dem Fall ist ein dem Gewässertyp entsprechendes Verhältnis zwischen Leit- und Begleitfischarten anzustreben.
- Eine Stützung des Äschenbestandes durch Besatz erscheint nicht sinnvoll, weil eine Restpopulation vorhanden ist und die grundsätzlichen Randbedingungen für eine erfolgreiche Reproduktion gegeben sind. So konnte ein Reproduktionserfolg im Brutboxen-Expositionsversuch in allen Probestellen und der Nachweis von 0+ Jungfischen sowie adulten Äschen insbesondere an den strukturell höherwertigen Gewässerabschnitten (Plettenberg) nachgewiesen werden.
- Die Maßnahmen sollten durch ein begleitendes Monitoring auf ihre Wirksamkeit geprüft werden.
Berücksichtigung der Projektergebnisse
- Die Projektergebnisse wurden von der Bezirksregierung Arnsberg den zuständigen Stellen im Einzugsgebiet der Lenne zur Verfügung gestellt und bei der Erarbeitung von Umsetzungsfahrplänen zum Programm Lebendige Gewässer sowie bei der Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen berücksichtigt.
- Die Projektergebnisse geben auch für vergleichbare Mittelgebirgsgewässer Hinweise zu Ursache-Wirkungs-Analysen und werden deshalb landesweit sowie durch die LAWA zur Verfügung gestellt.
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