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Gewässerprojekt

Logos zum Projekt "Wasser im Fluss"

Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung - Soziale Projektarbeit in der Gewässerentwicklung

Im Rahmen von drei Gewässerentwicklungsprojekten werden kleinere Renaturierungen in Ostwestfalen-Lippe durchgeführt. Die Projekte sind Kooperationen von Kreisen und Kommunen sowie jeweils verschiedenen weiteren Trägern.

Im Rahmen von drei Gewässerentwicklungsprojekten werden im Regierungsbezirk Detmold Abschnitte von ausgewählten kleinen Fließgewässern renaturiert. Die Projekte sind Kooperationen von Kreisen und Kommunen sowie jeweils verschiedenen weiteren Trägern.

Bach der umgestaltet wird, Sand, Steine, Menschen in Gummistiefeln, Wiesen, Zaun, Bäume

„Weser-Werre-Else“ in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford, „Wasser im Fluss“ im Kreis Lippe und das „Gewässerentwicklungsprojekt im Kulturland Kreis Höxter“ verbinden ökologischen Nutzen mit arbeitsmarktpolitischen Beschäftigungsmaßnahmen. Sie sind inzwischen eine Erfolgsgeschichte in Ostwestfalen-Lippe.

Die Projekte verknüpfen mit der Einbindung von Menschen aus dem zweiten Arbeitsmarkt bei der Umsetzung der Gewässerentwicklungsmaßnahmen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. So kann für viele Teilnehmer die Arbeit im Projekt die Brücke in den regulären Arbeitsmarkt sein. Jede Investition in Maßnahmen der Gewässerentwicklungsprojekte erfüllt somit einen doppelten Zweck.

Die Broschüre "Gewässerentwicklung mit Mehrwert" stellt neben verschiedenen Gewässerumgestaltungen auch die Gewässerentwicklungsprojekte vor. Sie kann bei der Geschäftsstelle Weser angefordert werden.

Nähere Informationen zu den drei Projekten finden Sie auf den folgenden Internetseiten:

Gewässerentwicklungsprojekt im Kulturland Kreis Höxter

Gewässerprojekt "Wasser im Fluss" (Kreis Lippe)

Gewässerentwicklungsprojekt Weser-Werre-Else

Die ökologische Umgestaltung der Rur in Jülich

Das Bild der ausgebauten und kanalisierten Rur in Jülich sollte sich ändern. Durch die ökologische Umgestaltung konnten wieder naturnahe Strukturen geschaffen werden, so dass die Pflanzen- und Tierwelt sich wieder entwickeln kann.

Von der Anlage einer Furt in der Römerzeit über die Renaissance bis hin zum Bau der napoleonischen Brückenkopffestung um 1806 hat die reiche historische Vergangenheit der Stadt Jülich auch früh bereits die Rur mitgeformt. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts prägten jedoch noch typische Strukturen eines Flussmittellaufes das Bild: dynamisch sich verlagernde Haupt- und Nebengerinne mit ausgedehnten Kiesbänken, Flachufern und mageren Vorlandwiesen.

Dieser naturnahe Gewässerzustand innerhalb der napoleonischen Hochwasserdeiche musste 1925 einer kanalisierten und ausgebauten Rur weichen. Dies hielt bis in die 90er Jahre, angereichert nur um Pflanzungen von Hybridpappeln in der Nachkriegszeit und kleinere Ufernachbesserungen. Hinzu kamen jedoch zahlreiche bauliche Eingriffe in die verbliebene Aue wie zum Beispiel die Verlegung von Kabeln und Rohren längs und quer des Flusses und die Einrichtung provisorischer Parkplätze im Vorland.

Im Rahmen der ökologischen Umgestaltung der Rur wurden drei Schwerpunkte gesetzt:
  • Um einen dynamischen Fließverlauf zu schaffen, wurde entsprechend dem ursprünglichen Zustand ein erheblich verbreitertes Gerinnebett innerhalb der historischen Hochwasserdeiche geschaffen. Flache unbefestigte Buchten, sich verlagernde Kiesbänke und Inseln bieten hier vielfältige naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen.
  • Für einen Biotopverbund wurden die ehemals künstlich aufgebrachten Vorländer bis auf den Kiesboden wieder abgetragen und auf den Flächen einzelne Weidensträucher angepflanzt und magere, nur gelegentlich gemähte Wiesen und Brachen angelegt.
  • Für eine extensive Freizeitnutzung wurden teilweise neue uferferne, aber attraktive Wege angelegt. Sie ermöglichen, den wieder naturnäheren Fluss „vor der Haustür“ zu erleben.

Die zukünftige Biotopentwicklung ist nicht baulich festgelegt: Nur Wasserführung und Wuchsbedingungen wie Inseln, Ufer, Kiesbänke und Vorländer wurden vorgeben. Die Pflanzen- und Tierwelt kann sich hier dynamisch entwickeln und verändern. Unmittelbar nach Ende der Bauarbeiten im Frühjahr 1996 fanden sich bereits verschiedene gefährdete Vogelarten wie zum Beispiel der brütende Flussregenpfeifer wieder ein. Heute hat auch der Biber wieder eine Heimat an der Rur in Jülich gefunden.

Die Abbildung zeigt einen renaturierten Abschnitt der Ems in der offenen Landschaft

Ems in Einen – Eigendynamik und Habitatvielfalt

Die Ems bei Einen wurde auf einem mehrere Kilometer langen Abschnitt umgestaltet, sodass das Gewässer sich eigendynamisch entwickeln kann. Vielfältige Habitate entstehen und der Fluss ist mit seiner Aue vernetzt.

Ziel des LIFE-unterstützten Projektes Naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen – Eigendynamik und Habitatvielfalt war es bis 2014 durch die Einleitung eigendynamischer Prozesse das Gewässer durchgängig zu machen und den aquatischen Lebensraum des Flusssystems mit dem der auentypischen Landschaft zu vernetzen. Die Ems wurde von Kilometer 76,00 bis Kilometer 79,77 durch diese Maßnahmen erheblich ökologisch verbessert; so wurde der Lauf um 300 m verlängert und rund 22 ha neue Habitatflächen geschaffen.

Ein Luftbild zeigt ein kleines Wehr mit einem roten Ziegelsteingebäude oben links und rechts davon befindet sich eine geschwungene Fischtreppe mit ca. 30 Stufen.

Das Ems-Wehr in Telgte: Ein kleiner Umweg ermöglicht den Aufstieg

Die ausgebaute Ems: ein Fluss mit Hindernissen. In Telgte können die Fische nun wieder wandern.

Die ausgebaute Ems ist für wandernde Fische und andere Wasserorganismen ein Fluss mit Hindernissen. Sohlabstürze und Stauanlagen wie z. B. die historischen Staue in Telgte beeinträchtigen die Durchgängigkeit und segmentieren das Gewässer.

In Telgte zweigt vom Hauptstrom Ems als Nebenstrom der „Dümmert“ ab. Beide Gewässerstrecken werden durch die Stauanlagen ehemaliger Mühlen unterbrochen und stellen mit einem Höhenunterschied von etwa 2,5 Metern für stromaufwärts strebende Fische ein unüberwindbares Wanderhindernis dar.

Um dies zu ändern, wurde im Jahr 2000 am Kleinen-Ems-Wehr in Telgte erstmals eine Fischaufstiegsanlage, kurz „Fischtreppe“, gebaut. Im Bereich der „Dümmertinsel“, die von den beiden Emsarmen umflossen und heute als Stadtpark genutzt wird, entstand ein 140 Meter langes, naturnahes Umgehungsgerinne. Wandernde Fische und Kleinlebewesen konnten so wieder vom Unterwasser in das Oberwasser der Ems gelangen.

Ein kleines Wehr quer zum Gewässer mit einer Brücke oberhalb. Links steht ein rotes Ziegelsteingebäude. Rechts vom Wehr ein kleineres rotes quadratisches Gebäude.

Die nicht mehr standsichere Böschungssicherung im unteren Bereich und wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn zum Thema Fischaufstieg machten eine Sanierung der in die Jahre gekommenen Anlage erforderlich. Diese wurde 2020 unter Berücksichtigung der Anforderungen aus dem Handbuch Querbauwerke (MUNLV 2005) erfolgreich durchgeführt. So wurden z.B. mehr Riegel eingebaut, um die Fischtreppe auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. 

Naturschutzgebiet „Flutrinne“ bei Saerbeck: Auenflächenkonzept an der Ems

Durch verschiedene Maßnahmen entstand an der Ems bei Saerbeck eine vielfältige Auenlandschaft.

Das Naturschutzgebiet Flutrinne liegt nördlich der Ems bei Saerbeck. 2003 wurden Sommerdeiche abgetragen und verlegt. So wurde der rund 35 Hektar große Grünlandkomplex wieder stärker in das Überflutungsgeschehen der Ems integriert. Ebenso wurde der abgetrennte Retentionsraum reaktiviert und kommt auch schon bei kleineren Hochwassern zum Tragen. Das Entfernen von Rohrdurchlässen und die Verfüllung von Entwässerungsgräben vernässten die Flächen zusätzlich.

Bereits nach kurzer Entwicklungszeit zeigte sich der Erfolg der Maßnahme: Die reaktivierten Auenflächen mit feuchteabhängigen Biotopen wie fossilen Rinnen, Blänken, Tümpel und Nasswiesen haben sich schnell weiter entwickelt. Inzwischen wurde es auch von Wiesen- und Watvögeln wie Kiebitz, Austernfischer, Flussregenpfeiffer und verschiedenen Gänsevögeln gut angenommen.

Die Umsetzung dieser Maßnahme war möglich, da die Flächen großräumig zur Verfügung standen. Sie befinden sich entweder im Eigentum der öffentlichen Hand oder konnten durch Vereinbarungen mit den Anliegern bereitgestellt werden. Ohne das Einverständnis der betroffenen Landwirte wäre diese Planung nicht möglich gewesen.

Die Werse: Die Beckumer entdecken ihr Stadtgewässer neu

Durch Begradigungen und Verkürzungen des Gewässerlaufs verlor die Werse ihren Charakter und ihre ökologische Vielfalt. Umfangreiche Maßnahmen im Innen- und Außenbereich von Beckum sollten das ändern.

In den 70er Jahren wurde die Werse – wie viele andere Gewässer – verkürzt und begradigt. Es wurde Platz geschaffen für andere Nutzungen, Hochwasser sollte so schnell wie möglich abgeführt werden, nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“.

Die Werse verlor dadurch ihren Charakter und ihre ökologische Vielfalt. Sie wurde zu einem ausdruckslosen „Kanal“, der sich der Wahrnehmung der Beckumer Bürger entzog. Die zunehmende Versiegelung und veränderte Regenereignisse gefährdeten zudem den Hochwasserschutz.

Aus diesen Gründen wurde die Werse in Beckum abschnittsweise renaturiert. Aus ihrem engen Korsett befreit, kann sie sich nun – soweit es der angrenzende Siedlungsraum zulässt – natürlich entwickeln und sich ihren angestammten Raum zurückerobern.

Anfänglich betrachteten die Bürger dieses Projekt sehr kritisch. Um sie für die Renaturierung zu gewinnen, wurde die erste Baumaßnahme direkt in der Innenstadt durchgeführt – das Beispiel sprach für sich. Viele weitere Aktionen wie Wersespaziergänge, Baustellenführungen, Werseabenteuer für Kinder, den „Tag der Artenvielfalt“ von der Zeitschrift GEO, Feste und Illuminationen sensibilisierten die Menschen seitdem für „ihre“ Werse. Die Errichtung des überregionalen Werse-Radweges rückte den Fluss ebenfalls in den Blickpunkt.

Heute präsentiert sich die Werse im Innen- und Außenbereich als attraktiver und beliebter Grünzug, in dem man Natur hautnah erleben kann. Die „Wasserautobahn“ hat sich in ein Auenland verwandelt.

Die Sohlgleite in der Werse bei Albersloh: Freie Fahrt für Fische

Die Wanderung der Fische wurde bei Albersoh durch einen hohen Sohlabsturz unterbrochen. Eine Sohlgleite hat hier Abhilfe geschaffen.

An dem über einen Meter hohen Sohlabsturz in der Werse bei Albersloh war Schluss mit der Aufwärtswanderung der Fische: Unüberwindbar trotzte das Bauwerk aus Beton über Jahrzehnte allen Wanderungsbemühungen. Der Ersatz durch eine Sohlgleite schaffte endlich Abhilfe.

Der alte Sohlabsturz sollte eine Vertiefung der Sohle verhindern. Dies war eingetreten, da die Werse im Rahmen ihres Ausbaues in der Fließlänge verkürzt war. Der Staubereich war durch fließgewässeruntypische Ablagerungen von Schlick und Schlamm sowie durch vergleichsweise höhere Temperaturen und geringe Sauerstoffkonzentrationen gekennzeichnet. Die veränderten Bedingungen boten den in der Werse üblicherweise vorhandenen Pflanzen und Tieren keinen passenden Lebensraum mehr. Bereits kleine Abstürze stellen für Fische und auch Kleinlebewesen unüberwindbare Wanderungshindernisse dar.

Um die schlechte Situation zu ändern, wurde der Sohlabsturz bei Albersloh durch eine Sohlgleite ersetzt. Kleine Steindämme aus Ibbenbürener Sandstein, in einer Höhe von rund 70 Zentimetern und mit schmalen Öffnungen über die gesamte Länge versetzt angeordnet, dienen vor allem als Wanderungswege für die Fische. Durch diese aufgeschütteten Dämme, auch Riegel genannt, sind außerdem kleine Becken entstanden, die Kleinlebewesen als Aufenthaltsorte dienen. So haben nicht allein die Radwanderer auf dem angrenzenden Werse-Radweg, sondern auch die Fische wieder freie Fahrt in der Werse.

Die Renaturierung der Wurm bei Übach-Palenberg

Die Renaturierung der Wurm hatte mehrere Ziele. Zum einen sollte das Gewässer naturnäher gestaltet und zum anderen der Hochwasserschutz verbessert werden.

Zu den vom Wasserverband Eifel-Rur (WVER) bereits realisierten Renaturierungsmaßnahmen gehört ein Abschnitt der Wurm bei Frelenberg. Hier wurde der Lauf des Flusses verlängert und zusätzlicher Retentionsraum geschaffen. Der renaturierte Wurmabschnitt hat eine Länge von 500 Metern, 200 Meter mehr als vor dem naturnahen Rückbau, denn der Bach verläuft hier jetzt nicht mehr schnurgerade (der alte Verlauf parallel zum Weg ist im Luftbild noch erkennbar). Sein Untergrund wurde zudem rauer gestaltet. Durch Erdabgrabungen im Auenbereich entstand zusätzlicher Überflutungsraum von ca. 20.000 Quadratmetern.

Dies verbessert den Hochwasserschutz: Die Hochwasserwelle wird durch die neuen Flusswindungen und die rauere Sohle abgebremst. Wasser kann zudem in den neu geschaffenen Retentionsraum einströmen. Außerdem werden sich vielfältige neue Lebensraume für Pflanzen und Tiere entwickeln.

An der Stelle, wo eine NATO-Pipeline die Wurm im Renaturierungsgebiet kreuzt, musste das Gewässerbett mit Wasserbausteinen gegen Ausspülungen geschützt werden. Bis zur Kreuzungsstelle musste die Wurm zudem eine bestimmte Höhe halten, sodass das Gefälle nicht gleichmäßig über die ganze Strecke gestaltet werden konnte. Stattdessen wurde hinter der Kreuzungsstelle eine Sohlgleite eingebaut, damit wandernde Fische und andere Lebewesen die Stelle ungehindert passieren können.

Der naturnahe Rückbau der Wurm geschah im Rahmen des „Konzeptes zur naturnahen Entwicklung für Fließgewässer“. Dieses berücksichtigt die jeweiligen Gegebenheiten und Bedürfnisse der Gewässerhydraulik, des Hochwasserschutzes, die Nutzung des Umlandes und der Ökologie.

Rückbau der Wehre in Hückelhoven

Zwei Wehre stauten die untere Rur und bildeten unüberwindbare Hindernisse für Fische und andere im Wasser lebende Organismen. Weg vom ausgebauten Fluss hin zum naturnahen Hochwasserschutz war, nach Entfernung der Wehre und Wiederanbindung des Altarmes, die Devise.

Noch zu Beginn des Jahres 2001 stauten zwischen Ratheim und Millich zwei hohe Steilwehre die untere Rur. Mit Absturzhöhen von 2,1 und 1,4 Metern bildeten sie unüberwindbare Hindernisse für Fische und andere im Wasser lebende Organismen. Einzig ein Altarm oberhalb des Millicher Wehres war als Relikt des ursprünglichen Flusses erhalten geblieben.

Mit der Entfernung der Wehre und der Wiedereinbindung des Altarmes begannen die Arbeiten an der Unteren Rur weg vom ausgebauten Fluss hin zum naturnahen Hochwasserschutz.

Das Wehr bei Ratheim wurde durch eine naturnahe Blocksteinrampe ersetzt. Dafür wurde zunächst die Blocksteinrampe in einem neuen Gerinne neben dem alten Flusslauf gebaut. Danach wurde die Rur durch den neuen Flusslauf geleitet, das alte Wehr abgerissen und der ehemalige Flusslauf teilverfüllt.

Das neue Gerinne hat nach naturnahem Vorbild einen etwas kleineren Querschnitt. Die Ufer sind abgeflacht, damit sich innerhalb der vorgegebenen Grenzen zwischen der Landstraße L 227 auf der einen und dem Adolfosee auf der anderen Seite eine neue Auenlandschaft entwickeln kann.

Das Millicher Wehr anderthalb Kilometer flussaufwärts wurde aufgrund der günstigen Gefälleverhältnisse im Fluss ersatzlos abgerissen. Dadurch nahm die Strömungskraft des Wassers zu, wodurch oberhalb ein Bodenabtrag im Flussbett eintrat. Das abgetragene Material wird sich unterhalb des ehemaligen Wehres wieder ablagern. Mit der Zeit stellt sich so wieder eine natürliche Gewässersohle ein.

Mit dem Abbruch erfolgte auch die Renaturierung des direkt am Wehr einmündenden Millicher Baches und die Erneuerung einer ihn überquerenden Brücke als Teil des Ruruferradweges.

Der Altarm Kaphof wurde ergänzend zum alten Rurverlauf so in das Flussbett mit eingebunden, dass zwischen den beiden Gerinnen eine Insel entstand. Beim Umbau wurden in das Flussbett Wasserbausteine eingebracht. Hierdurch wird einerseits die Insel bei normalem Wasserabfluss gleichmäßig umströmt, andererseits eine nahe einer Straße gelegene Außenkurve des Flusses gesichert.

Die neue Insel unterliegt der freien Abflussdynamik und damit auch der ökologischen Entwicklung.

Durch den Rückbau der Wehre bei Millich und Ratheim entstanden 60.000 Kubikmeter zusätzlicher Rückhalteraum, in den das Wasser bei Hochwasser einfließen kann. Der Flusslauf wurde um 100 Meter verlängert. Mit dem Wegfall der Wehre wurden auch zwei wichtige Barrieren für Wanderfische wie zum Beispiel Lachse entfernt.

Freie Fahrt für Lachs und Forelle

Das Staubecken Obermaubach stoppt an seinem sieben Meter hohen Staudamm die Wanderung der Lachse und Meerforellen. Daher wurde das Staubecken so umgestaltet, dass Fische wieder wandern können.

Obwohl nur etwa 12 Prozent des 36.000 Quadratkilometer großen Einzugsgebietes der Maas in Deutschland bzw. in Nordrhein-Westfalen liegen, ist die Eifel-Rur – neben der belgischen Ourthe – das wichtigste Lachsgewässer im Maas-Einzugsgebiet. Das bezüglich Qualität und Ausdehnung bedeutendste potenzielle Laich- und Aufwuchsareal für Lachse und Meerforellen an der Rur ist die Strecke vom Staubecken Obermaubach bis Heimbach mit der dort einmündenden Kall. Dieses Gebiet wurde bisher durch den sieben Meter hohen Staudamm in Obermaubach vom Mittel- und Unterlauf der Rur gewässerökologisch weitgehend abgetrennt. Das Wanderfischprogramm NRW sah daher als eine der Hauptmaßnahmen vor, das Staubecken so umzugestalten, dass Fische durchwandern können.

Dafür wurde eine Fischaufstiegs- und Abstiegsanlage gebaut. Besondere Rücksicht musste hierbei auf den Damm und die innen liegende Lehmdichtung genommen werden, die nicht angeschnitten werden durften.

Für die Aufwärtswanderung wurde der Einstieg für die Fische auf dem linken Ufer nahe der Wasserkraftanlage platziert, um die Lockströmung maximal auszunutzen. Das Einlaufbauwerk in den See wurde so konstruiert, dass der Aufstieg der Tiere und ein konstanter Abfluss im Fischaufstieg bei jedem Seewasserstand sichergestellt sind.

Für die Abwärtswanderung der jungen Lachse und Meerforellen wurde eine andere Stelle ausgewählt als die für die Aufstiegsanlage. Sie bietet die größte Sicherheit, die Fische unbeschadet ins Wasser der Rur zu geleiten.

In die Anlage wurde eine Zählkammer integriert, die wahlweise sowohl die Kontrolle des Auf- als auch des Abstiegs ermöglicht. So kann die Wirksamkeit der Fischpassage ermittelt und gegebenenfalls optimiert werden. Im August 2008 wurde ein entsprechendes Monitoring als Kooperation zwischen der „Stiftung Wasserlauf“ und dem Wasserverband Eifel-Rur begonnen.

Durch eine Panoramascheibe können Besucher die Fische beobachten und sie ein kleines Stück auf ihrem langen Weg begleiten.