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Initiative ergreifen

gepflasteres Grundstück und Hauswand mit einem Kellerfenster, Sandsäcke und Ziegelsteine

Vor dem Hochwasser

Mit geeigneten Vorsorgemaßnahmen schützen Sie sich, Ihre Mitmenschen, Ihr Eigentum und die Umwelt vor Schäden durch Hochwasser.

Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Betroffenen, Kommunen und dem Staat. Diesen Grundsatz macht auch der Artikel 5 Abs. 2 des Wasserhaushaltsgesetzt deutlich: „Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen“.

Ihre Eigenvorsorge ist daher ein wichtiger Bestandteil im Schutz vor Hochwasser. Technische Hochwasserschutzvorrichtungen der Kommunen bieten Ihnen nur Schutz gegen Hochwasser bis zu einer festgelegten Überflutungshöhe. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass bei extremen Wetterereignissen diese Höhe durch Hochwasser überschritten wird.

Informieren Sie sich!

Hochwassergefahren, die Sie oder Ihr Eigentum betreffen, können Sie den Hochwassergefahrenkarten  entnehmen. Diese bieten Ihnen eine genaue Übersicht darüber, ob und in welchem Umfang Sie bzw. Ihr Eigentum einer Gefährdung durch Hochwasser an Fließgewässern ausgesetzt sind.

Die Gefährdung durch Überflutungen, die durch Starkregen entstehen, wird in kommunalen Starkregengefahrenkarten dargestellt. Informieren Sie sich bei Ihrer Kommune, ob es eine solche Starkregengefahrenkarte für Ihren Ort gibt. Alternativ finden Sie in der Hinweiskarte Starkregengefährdung für NRW Informationen dazu.

Besteht für Sie eine potenzielle Gefährdung, sollten Sie die Wettermeldungen und Hochwasserwarnungen aufmerksam verfolgen. Das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen) bietet aktuelle Informationen zu Hochwassersituationen im Hochwassermeldedienst NRW an.

Informationen über Wetterlagen und -warnungen können Sie auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes oder Unwetterzentrale NRW abrufen.

Nutzen Sie die Warn-App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App), um wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für Ihren aktuellen Standort zu unterschiedlichen Gefahrenlagen automatisch zu erhalten.

Seien Sie auf den Notfall vorbereitet

Wenn das Wasser kommt, sollten Sie darauf vorbereitet sein. Stellen Sie einen privaten Notfallplan auf, in dem notwendige Abläufe und Aufgaben erfasst sind. Beziehen Sie Ihr Umfeld wie Familienmitglieder und Nachbarn mit ein und üben Sie den Ernstfall.

Legen Sie fest, welche Dokumente, Unterlagen und persönlichen Dinge Sie im Ereignisfall sichern möchten. Halten Sie einen Vorrat an Lebensmitteln und Getränken, Ersatzkleidung und Medikamente bereit.

Rechnen Sie auch mit dem Evakuierungsfall. Wo und wie können Sie sicher aus dem Gefährdungsbereich gelangen? Wäre eine Notunterkunft in der näheren oder weiteren Umgebung zu erreichen? Was sollte Ihr Notgepäck enthalten?

Betreiben Sie Bauvorsorge, schützen Sie Ihr Eigentum

Es ist sinnvoll, sich bereits bei der Planung und dem Bau eines Hauses mit der Hochwassergefährdung auseinanderzusetzen und Vorkehrungen zu treffen. Prüfen Sie, ob Ihr zu bebauendes Grundstück im gefährdeten Bereich liegt. Ist dies der Fall, dann ist Folgendes zu beachten: Planen Sie für Ihr Gebäude eine passende Gebäudeabdichtung. Verzichten Sie ggf. auf einen Keller oder statten Sie ihn hochwassersicher aus. Installieren Sie die technische Gebäudeausrüstung wie z. B. Heizungsanlage und Sicherungskästen oberhalb potenzieller Überflutungshöhen.
Bestehende Gebäude lassen sich nachträglich entsprechend ausstatten. Schauen Sie nach Schwachstellen! Achten Sie auf undichte Fugen, Rohr- und Kabeldurchführungen und bauen Sie Rückstauklappen ein. Dichten Sie Ihr Gebäude bei drohender Hochwassergefahr mit mobilen Elementen vor Türen, Fenstern und Kellerschächten ab.

Weitere Informationen finden Sie unter Bauvorsorge.

Umweltschutz – Gefahren durch Heizöl und andere wassergefährdenden Stoffe

Im Hochwasserfall geht eine besondere Umweltgefährdung von Heizölverbraucheranlagen aus. Diese müssen daher hohen Sicherheitsansprüchen genügen, um ein Austreten des Heizöls zu verhindern. Dringt Heizöl im Hochwasserfall aus, verseucht es umliegende Gebäude und schädigt die Umwelt. Räume, in denen Heizöltanks aufgestellt sind, müssen daher gegen eindringendes Wasser geschützt sein (z. B. weiße Wanne). Alle Öffnungen dieser Räume (Türen, Fenster, aber auch Leitungsdurchführungen) sind gegen drückendes Wasser zu sichern. Die Entlüftungsleitungen müssen soweit hochragen, dass über sie kein Wasser eindringt. Kann bautechnisch nichts gegen das Eindringen von Wasser unternommen werden, besteht die Möglichkeit, Heizkessel aufschwimmsicher zu verankern.

Die Umrüstung auf hochwassersichere Tanks oder einen anderen Energieträger wie Holzpellets, Erdgas sind alternative Möglichkeiten, um Gefährdungen zu reduzieren. Des Weiteren sollten Sie darauf achten, dass andere wassergefährdende Stoffe (u. a. Lacke, Chemikalien und Pflanzenschutzmittel) so gelagert sind, dass diese ebenfalls nicht mit eindringendem Wasser in Berührung kommen können.

Schutz kultureller Güter

Als Eigentümer von Kulturgütern (Kunstwerke, Archive, Sammlungen oder Gebäude mit Denkmalschutz) können Sie durch gezielte Vor- und Nachsorgemaßnahmen Hochwasserschäden vermeiden bzw. beschränken. Hinweise für den richtigen Umgang mit hochwassergefährdeten kulturellen Gütern finden Sie unter dem Thema „Initiative Ergreifen - Öffentliche und private Institutionen“.

Finanzielle Absicherung

Trotz aller Vorsorgemaßnahmen können Sie Schäden durch Hochwasser nicht immer vollständig verhindern. Der Abschluss einer Elementarschadenversicherung ist daher eine gute Option, um finanzielle Verluste durch Schäden infolge von Überschwemmungen zu mindern. Auch über einen Zusatz innerhalb Ihrer Wohngebäudeversicherung können Sie in dieser Hinsicht vorsorgen. In beiden Fällen sichern Sie sich gegen Schäden durch Flusshochwasser oder Starkregen ab. Achten Sie darauf, dass auch das Schadensrisiko durch Kanalrückstau im Versicherungsschutz explizit eingeschlossen ist.Generell nicht abdecken lassen sich hingegen Schäden, die durch eindringendes Grundwasser entstehen.

Was Sie ein entsprechendes Schutzpaket am Ende kostet, hängt davon ab, wie die jeweilige Versicherung Sie aufgrund des Hochwasserrisikos Ihres Standortes einstuft. Angesichts der Zunahme von Extremwetterereignissen ist dies für Sie unter Umständen eine sehr sinnvolle und möglicherweise existenzsichernde Investition.

Weitere Informationen finden Sie unter Risikovorsorge.

Bürger und Bürgerinnen

Hier finden Sie Hinweise zu Ihren Möglichkeiten der Eigenvorsorge und zum Verhalten bei Hochwasser.

Für jeden von uns kann Wasser zur Gefahr werden. Starkregen infolge von Extremwetterereignissen kann zu Überflutungen führen und Ihr Leben und Eigentum gefährden. Wohnen Sie in unmittelbarer Flussnähe, sind Sie einer weiteren potenziellen Gefahr durch Hochwasser ausgesetzt.

Mit einer umsichtigen Vorbereitung sorgen Sie dafür, Schäden infolge von Hochwasser zu vermeiden. Informieren Sie sich deshalb umfassend, treffen Sie geeignete Vorkehrungen und schützen Sie sich, Ihre Mitmenschen, Ihr Eigentum und die Umwelt vor den nachteiligen Folgen durch Hochwasser oder Starkregen.

Steinbogenbrücke, Fluss, der schlammig-braunes Wasser führt, angeschwemmtes Holz und zerstörter Zaun am Ufer, Lastwagen, Müllcontainer

Nach dem Hochwasser

Nach dem Hochwasser sind die entstandenen Schäden zu bewältigen. Kommunen tragen die Verantwortung, sich für zukünftige Ereignisse wieder gut aufzustellen.

Nach einem Hochwasser müssen u. a. Aufräumarbeiten und Müllentsorgung koordiniert, mögliche Versorgungunterbrechungen wiederhergestellt sowie Schäden dokumentiert werden.
Je nach Schadensausmaß kann es erforderlich sein, Betroffene materiell und finanziell zu unterstützen.
 
Jedes Hochwasserereignis bietet die Möglichkeit, die Anfälligkeit der Kommune gegenüber zukünftigen Hochwassergefahren zu mindern.

Hierfür muss das Ereignis strukturiert aufgearbeitet und evaluiert werden. Ein erster Schritt dazu ist die Dokumentation des Ereignisses anhand von

  • Fotos und Videos der Abflusssituation
  • Sammlung von Presseinformationen
  • Fotos von Schäden an Gebäuden und Infrastruktur
  • Sammlung von Pegelaufzeichnungen
  • Befragung von betroffenen Anwohner*innen
  • Erfassung der Hochwassermarken an Häusern
  • ggf. Befliegung des Gewässers mit einer Kamera-Drohne, um auch unzugängliche Stellen zu erfassen
  • Einsatzdaten von Feuerwehr und THW

Durch eine gründliche Nachbereitung von Hochwasserereignissen können Schwachstellen des Hochwasserschutzes identifiziert, Maßnahmen angepasst und gewonnene Erkenntnisse in die Vorsorge einfließen.

Während des Hochwassers

Kommunales Krisenmanagement ist gefordert, um akute Gefahren abzuwenden und Leben und Gesundheit von Mensch und Tier und Umwelt zu schützen.

Im Rahmen des kommunalen Krisenmanagements und der Gefahrenabwehr ist im Fall eines akuten Hochwassers das strukturierte Zusammenwirken aller Akteure bei der Bewältigung der Gefahrenlage von Bedeutung.

Nur so können drohende Gefahren für das Leben und die Gesundheit von Menschen und Tieren, für die Umwelt, für wesentliche Sachwerte und Infrastrukturen wirksam abgewendet werden.

Zuständige Behörden (wie z. B. das Tiefbauamt, das Straßenverkehrsamt, das Umweltamt) und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (wie Feuerwehr, Ordnungsamt, THW und Polizei) ergreifen auf Basis der Alarm- und Einsatzplanung alle erforderlichen Maßnahmen. Ggf. kann es sinnvoll sein, einen Krisenstab zu bilden, um Informationen zu bündeln und die Verteilung von Aufgaben zu koordinieren.

Grundlegende Maßnahmen sind u. a.

  • die Information von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen,
  • Maßnahmen im und am Gewässer und im öffentlichen Kanalnetz
  • Aufbau mobiler Schutzsysteme
  • Monitoring und Schutz wichtiger Infrastruktureinrichtungen.

Über das Flut-Informationssystem FLIWAS können Alarm- und Einsatzpläne durch die örtliche Einsatzleitung computergestützt ausgeführt werden. Damit lassen sich außerdem die Einsätze dokumentieren und auf Lagekarten visualisieren.

Kommunen

Wie können Kommunen aktives und effektives Hochwasserrisiko-Management betreiben?

Kommunen tragen auf lokaler Ebene für die Umsetzung des Hochwasserrisikomanagements eine besondere Verantwortung. Neben konkreten Maßnahmen zur Reduzierung des Hochwasserrisikos ist die Aufklärung und Information von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen über Hochwasserrisiken sowie individuelle Möglichkeiten zur Vorsorge eine wichtige Aufgabe.

Ein konstruktiver Dialog, verbunden mit zielführenden Angeboten der Unterstützung, schafft eine nachhaltige Sensibilisierung und fördert die notwendige Mobilisierung aller Akteure. Je aktiver und konsequenter diese an der Realisierung der festgelegten Maßnahmen mitwirken umso effektiver können bestehende Risiken verringert, neue Risiken vermieden und nachteilige Folgen während oder nach einem Hochwasserereignis verhindert werden.